Wie viel Urlaubsgeld steht mir zu?

Urlaub – für viele die schönste Zeit des Jahres. Eine extra Finanzspritze für die Urlaubskasse kommt da gerade recht. Doch wie viel Urlaubsgeld ist üblich? Und wer bekommt es?

Frau mit Sonnenbrille am Meer unter blauem Himmel.
Ed Gregory / stokpic.com

Urlaubsgeld – was ist das eigentlich? Kurz gesagt: eine Sonderzahlung des Arbeitgebers – genauso wie das Weihnachtsgeld oder das 13. Monatsgehalt. Das Urlaubsgeld nennt man dementsprechend auch 14. Monatsgehalt. Verwechsle es aber nicht mit dem sogenannten Urlaubsentgelt. Ersteres ist eine zusätzliche Leistung ohne gesetzlichen Anspruch darauf; bei Letzterem handelt es sich um die normale Lohnfortzahlung während des Urlaubs, die Arbeitnehmern zusteht.

Zusammenfassung

  • Nicht jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf Urlaubsgeld. Vertragliche und freiwillige Vereinbarungen dienen als Grundlage.
  • Die Höhe variiert stark nach Branche, Region und Arbeitgeber.
  • Nur gut die Hälfte des Urlaubsgeldes landet auf dem Konto.

Wer bekommt Urlaubsgeld?

Laut einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) erhalten 42,6 Prozent der Beschäftigten in Deutschland Urlaubsgeld. Arbeitnehmer, die aufgrund eines gültigen Tarifvertrags, einer Betriebsvereinbarung oder einer Vereinbarung im Arbeitsvertrag die Sonderzahlung beziehen, haben einen Anspruch darauf. Arbeitgeber können Urlaubsgeld jedoch auch als freiwillige Leistung zahlen, wenn keine vertragliche Vereinbarung besteht.

Anspruch aus „betrieblicher Übung“

Zahlt ein Arbeitgeber drei Jahre in Folge freiwillig und ohne Vorbehalt Urlaubsgeld in gleicher Höhe, obwohl er vertraglich nicht dazu verpflichtet ist, darf der Arbeitnehmer annehmen, dass sich dies auch zukünftig so verhält. Aus der sogenannten betrieblichen Übung – also aus einer regelmäßigen Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen des Arbeitgebers – entsteht in diesem Fall eine verpflichtende Leistung und somit ein Anspruch seitens des Arbeitnehmers.

Behält sich der Arbeitgeber ausdrücklich vor, die freiwillige Zahlung von Urlaubsgeld jederzeit zu beenden, entsteht jedoch kein Anspruch für den Arbeitnehmer (Freiwilligkeitsvorbehalt). Derartige Klauseln finden sich in Arbeitsverträgen deshalb oft.

Urlaubsgeld: Wie hoch ist es?

Kurz gesagt: sehr unterschiedlich. Die Höhe des Urlaubsgeldes variiert stark nach Region, Branche und Unternehmensgröße. In tarifgebundenen Betrieben hängt die Höhe zudem vom Gehalt (Vergütungsgruppe) ab. Mehr Gehalt bedeutet in solchen Unternehmen demnach auch mehr Urlaubsgeld. Das WSI nennt in der eingangs genannten Umfrage 156 bis 2.316 Euro für Beschäftigte der mittleren Vergütungsgruppe.

Die Höhe des Urlaubsgeldes kann einem vollen Monatslohn entsprechen – daher die Bezeichnung 14. Monatsgehalt – oder sich anteilig aus dem Lohn der vorherigen drei Monate berechnen. Ebenso gibt es Modelle, nach denen das Urlaubsgeld einem bestimmten Prozentsatz vom Gehalt oder vom Urlaubsentgelt entspricht. Auch ein Pauschalbetrag oder eine bestimmte Summe pro Urlaubstag sind möglich.

Faktoren wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit, der Familienstand, Fehlzeiten sowie die Anzahl der Kinder können ebenfalls beeinflussen, wie viel Urlaubsgeld letztlich auf dem Konto landet.

Wie wird Urlaubsgeld ausgezahlt?

Auch hier gibt es verschiedene Verfahren: Oft wird das Urlaubsgeld in einem festgelegten Monat ausgezahlt. Andere Arbeitgeber wiederum überweisen es quartalsweise oder zusammen mit dem Urlaubsentgelt.

Häufig ist die Auszahlung des Urlaubsgeldes an die Bedingung geknüpft, dass der Arbeitnehmer bis zu einem Stichtag mehr als die Hälfte seines Jahresurlaubs verbraucht hat. Urlaubsgeld in voller Höhe bekommt zudem meist nur, wer auch das ganze Jahr im Unternehmen beschäftigt ist. Andernfalls reduziert sich die Summe entsprechend.

Wie wird Urlaubsgeld besteuert?

Hier wird es etwas kompliziert: Urlaubsgeld ist lohnsteuerpflichtig und zählt zu den sonstigen Bezügen. Um die Steuerprogression (= höhere Besteuerung, je höher der Lohn) zu mildern, werden diese jedoch anders versteuert als der normale, fortlaufende Arbeitslohn – es sei denn, das Urlaubsgeld wird jeden Monat als Teil des Gehalts ausgezahlt.

Um die Lohnsteuer für das Urlaubsgeld zu ermitteln, wird der Jahresarbeitslohn abzüglich des Urlaubsgeldes mit dem Jahresarbeitslohn inklusive des Urlaubsgeldes verglichen. Die Höhe der für beide Summen jeweils fälligen Lohnsteuer wird aus der Jahreslohnsteuertabelle abgelesen. Der Differenzbetrag zwischen diesen Summen ergibt schließlich die Lohnsteuer für das Urlaubsgeld.

Außerdem werden Sozialabgaben abgezogen sowie eventuell Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Was also bleibt vom Urlaubsgeld? Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben meist nur etwas mehr als die Hälfte.

Muss man Urlaubsgeld zurückzahlen, wenn man kündigt?

Möglicherweise ja. Ist eine Rückzahlung im Arbeitsvertrag vereinbart, gilt diese natürlich. Üblicherweise läuft es so: Kündigt der Arbeitgeber innerhalb der vertraglich festgelegten Frist und scheidet er aus dem Unternehmen aus, muss er die Sonderleistung entweder vollständig zurückzahlen, anteilig zurückzahlen – oder er erhält erst gar kein Urlaubsgeld.


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