Kaiserschnitt: Mögliche Folgen für Mutter und Kind

Eine Entbindung per Kaiserschnitt kann sowohl von der Mutter gewünscht als auch medizinisch notwendig sein. In beiden Fällen können körperliche und psychische Folgen auftreten.

Mutter küsst Baby auf die Wange
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Eine Geburt verlangt dir und deinem Kind viel ab. Selbst bei einem Wunsch-Kaiserschnitt lässt sich nicht immer alles bis ins Detail vorausplanen. Ungewissheit kann Stress verursachen, und übermäßigen Stress solltest du in der Schwangerschaft vermeiden. Allerdings ist ein gewisses Maß an Stress in der Schwangerschaft ganz normal und nicht bedenklich. Versuche dennoch, so wenig wie möglich davon aufkommen zu lassen.

Zusammenfassung

  • Informiere dich im Vorfeld gründlich über alle möglichen Szenarien, vom geplanten Wunsch-Kaiserschnitt bis zum Not-Kaiserschnitt. Das gibt dir Sicherheit und mindert Stress.
  • Je später ein Kaiserschnitt erfolgt, desto reifer ist das Kind und entsprechend weniger Komplikationen sind zu erwarten.
  • Viele Risiken und mögliche Folgen eines Kaiserschnitts lassen sich gezielt vermeiden oder gut behandeln.

Stress beeinflusst dein Baby

Kaiserschnitt hin oder her: Dein Kind spürt, wenn du ängstlich oder aufgeregt bist – wenn auch in deutlich abgeschwächter Form. Indirekt kann daher auch ein geplanter Kaiserschnitt dein Baby beeinflussen – zumindest dann, wenn damit verbundene Ängste dich stark belasten. Enzyme in der Plazenta filtern zwar einen Großteil des Stresshormons Cortisol heraus und schützen das Baby, dennoch kommen etwa zehn Prozent davon beim Ungeborenen an.

Forscher der Hans-Berger-Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena kommen in einer Studie zu dem Schluss, dass der Stresshormonspiegel des Kindes dauerhaft ansteigen könne, wenn es während der Schwangerschaft zu viele Stresshormone abbekommen habe. Dies könne die Hirnreifung beschleunigen, was wiederum zulasten von Wachstum und Zellteilung gehe. Nach Auffassung der Forscher ist hoher pränataler Stress ein Risikofaktor für spätere Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten beim Kind: Da der Körper den erhöhten Hormonpegel gewohnt ist, kann es passieren, dass er zeitlebens mehr Stresshormone ausschüttet.

Auch ein Kaiserschnitt könnte demnach psychische Folgen für das Kind haben. Umso wichtiger ist es, dass du dich im Vorfeld genau über den Eingriff informierst und gemeinsam mit dem Arzt alle möglichen Szenarien besprichst, die im Rahmen der OP eventuell auftreten. Wenn du im Bilde bist und weißt, dass es für jeden Fall einen klaren Handlungsablauf gibt, lässt sich das Stresslevel entscheidend reduzieren.

Mögliche Kaiserschnitt-Folgen für Mutter und Kind

Erfolgt ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose, kann die Mutter ihr Kind nicht unmittelbar nach der Geburt in den Arm nehmen. Der frühe Kontakt tut jedoch beiden gut und stärkt die Bindung. Er hilft dem Neugeborenen beim Ankommen und vermittelt Geborgenheit. Oft trinkt das Baby gleich nach der Geburt das erste Mal an der Brust. Das Neugeborene gewöhnt sich an die Mutter, die das Geburtserlebnis unmittelbar danach positiv verarbeiten kann. Das ist besonders wichtig, wenn der Kaiserschnitt als Notmaßnahme erfolgte und allen Beteiligten entsprechend Stress verursachte.

Genau wie nach einer natürlichen Geburt brauchst du im Wochenbett nach Kaiserschnitt vor allem Erholung und Schonung, doch es gibt auch einige Unterschiede. Diese beschränken sich nicht nur auf die Narbenpflege. Der eigentliche Milcheinschuss erfolgt nach einem Kaiserschnitt zum Beispiel oft etwas verzögert. Die wertvolle Vormilch (Kolostrum) steht dem Kind aber bereits zur Verfügung, und oft ist ein Zufüttern nicht nötig.

Mögliche Kaiserschnitt-Folgen für die Mutter

Ein Kaiserschnitt ist eine große Bauchoperation, und die Wundheilung braucht Zeit. Die Thrombosegefahr ist nach dem Eingriff erhöht. Eine Beinvenenthrombose kann wiederum zu einer Lungenembolie führen. Eine frühzeitige Bewegung der Beine ist entsprechend wichtig, auch das Tragen geeigneter Thrombosestrümpfe ist empfehlenswert. Gegebenenfalls ist die Einnahme eines blutverdünnenden Medikaments erforderlich.

Darmträgheit und Blasenentleerungsstörungen können ebenfalls kurzfristige Kaiserschnitt-Folgen sein. Diese lassen sich in der Regel mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und einem leichten Abführmittel behandeln. Ausreichend Flüssigkeit trinken und gegebenenfalls ein Antibiotikum helfen auch gegen eine Blasenentzündung.

Psychische Folgen sind nach einem Kaiserschnitt ebenso wenig ausgeschlossen. Erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose, haben manche Mütter beispielsweise das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst oder gar versagt zu haben. Dann ist es wichtig, dass dein Partner und Angehörige dich auffangen und unterstützen. Womöglich hilft eine Aufarbeitung in einem Gespräch mit einem geschulten Psychologen.

Mögliche Spätfolgen

Da bei der OP auch Nerven durchtrennt werden, fühlt sich der betroffene Bereich oft taub an. Dieses Empfinden kann Monate oder sogar Jahre anhalten. Zu den möglichen Kaiserschnitt-Spätfolgen zählen Wucherungen und Verwachsungen. Diese Gefahr besteht grundsätzlich bei jeder Operation. Eine sorgsame Narbenpflege ist entsprechend wichtig. Schlimmstenfalls kann Narbengewebe im Bauchraum die Funktion der Eierstöcke beeinflussen und zu Unfruchtbarkeit führen.

Stillen kann chronische Schmerzen lindern

Etwa 20 Prozent der Mütter leiden drei Monate nach einem Kaiserschnitt noch an chronischen Schmerzen. Studien zufolge kann eine längere Stillzeit allerdings lindernd wirken. Hintergrund: Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses fördert nicht nur eine bessere Rückbildung der Gebärmutter, sondern begünstigt auch die Wundheilung. Um postoperative Schmerzen zu lindern, wird daher empfohlen, mindestens zwei Monate lang zu stillen.

Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt?

Was lange galt, gilt heute nicht mehr. Viele Frauen können nach einem oder sogar nach mehreren Kaiserschnitten immer noch Kinder durch natürliche Geburt zur Welt bringen. Allerdings sollte sich dein Körper vorher mindestens zwölf Monate lang erholen, damit alles gut verheilen kann und er wieder belastbar ist.

Mögliche Kaiserschnitt-Folgen für das Baby

Geht beim Wunsch-Kaiserschnitt alles nach Plan, ist die Wahrscheinlichkeit für Geburtsverletzungen oder Sauerstoffmangel statistisch zwar geringer als bei einer natürlichen Geburt, allerdings erfolgt ein Kaiserschnitt oft zu einem Zeitpunkt, an dem das Baby noch nicht von sich aus „geburtsbereit“ ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baby unmittelbar nach dem Eingriff Anpassungsschwierigkeiten hat, ist somit größer als nach einer Spontangeburt.

Atemprobleme, Erschöpfung und Schläfrigkeit zählen zu den möglichen Symptomen. Das Saugverhalten kann ebenfalls verringert sein. Eventuell ist eine Versorgung auf der Frühchenstation oder Intensivstation nötig. Studien zufolge hat das Durchqueren des Geburtskanals bei einer natürlichen Geburt positive Effekte auf das Immunsystem und die Zusammensetzung der Darmbakterien des Kindes. Umgekehrt ergibt sich für Kaiserschnitt-Kinder wohl ein höheres Risiko für Allergien und Infektionskrankheiten oder Bronchialasthma.

Später ist besser

Das New England Journal of Medicine veröffentlichte bereits im Jahr 2009 eine Studie, in deren Rahmen mehr als 13.000 Kaiserschnitte untersucht wurden. Das Ergebnis: Kinder, die vor der vollendeten 39. Schwangerschaftswoche per Wunsch-Kaiserschnitt (also ohne medizinische Notwendigkeit) entbunden werden, hätten ein höheres Risiko für Atemprobleme und andere Komplikationen.

35,8 Prozent der ausgewerteten Schnittentbindungen erfolgten vor Ende der 39. Schwangerschaftswoche. Bei 8 Prozent dieser Kinder kam es laut der Studie zu schwerwiegenden Komplikationen. Erfolgte der Eingriff noch früher, stieg auch die Gefahr: Bei Entbindung in der 38. Woche auf 11 Prozent; in der 37. Woche sogar auf 15,3 Prozent. Um unmittelbare Folgen nach einem Kaiserschnitt oder sogar Spätfolgen für das Kind zu vermeiden, legt die Studie demnach nahe, dass der Eingriff umso verträglicher für das Kind sei, je näher am eigentlichen Geburtstermin er erfolge und je reifer das Kind zu diesem Zeitpunkt bereits ist.


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