Soll ich mein Kind impfen lassen: Ja oder nein?

Neugeborene impfen, ja oder nein? Kaum ein anderes Thema wird so kontrovers diskutiert wie dieses. Aber warum ist das Impfen eigentlich umstritten? Und welche Impfungen werden empfohlen?

Mann in weißer Kleidung steht in einem Behandlungsraum.
Rene Asmussen / pexels.com

Eine der ersten wichtigen Entscheidungen, die ihr als Eltern treffen müsst, betrifft den Impfschutz eures Neugeborenen. Schon im zarten Alter von zwei Monaten steht theoretisch dessen erste Impfung an. Die Liste der Ständigen Impfkommission (STIKO) umfasst viele Krankheiten, vor denen Babys geschützt werden sollen. Und dank der hohen Impfquote kennen wir diese Krankheiten Gott sei Dank meist nur noch vom Hören – Polio und Diphterie zum Beispiel.

Unsere 3 Top-Tipps zur Frage „Impfen: Ja oder nein?“

  • Informiert euch so früh wie möglich über Chancen und Risiken.
  • Greift nach Möglichkeit auf unvoreingenommene Quellen zurück.
  • Wägt Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander ab.

Empfehlungen der STIKO und des Robert-Koch-Instituts

Die Frage „Impfen, ja oder nein?“ beantwortet die STIKO in aller Deutlichkeit: ja. Bei der Ständigen Impfkommission handelt es sich um ein Expertengremium, das vom Robert-Koch-Institut unterstützt und koordiniert wird. Ziel der STIKO ist es zum einen, Krankheiten wie Röteln und Masern auszurotten. Zum anderen zielen die Impfempfehlungen für Babys darauf ab, jedes Kind und jeden Erwachsenen vor mitunter gefährlichen Infektionskrankheiten wie Kinderlähmung zu schützen.

Viele Eltern entscheiden sich für Kombinationsimpfstoffe – zum Beispiel jenen für Windpocken, Masern, Röteln und Mumps. Der große Vorteil ist, dass dafür nur einmal ein Piks nötig ist. Außerdem gelangen so weniger Zusatzstoffe mit der Impfflüssigkeit in den Körper des Babys.

Macht euch keine Sorgen darum, einen Termin zu verpassen: Im Rahmen der U-Untersuchungen werdet ihr vom Kinderarzt darauf hingewiesen, wann es Zeit für welche Impfung ist. Deswegen nehmt immer den Impfpass mit, wenn ihr mit eurem kleinen Schatz zum Arzt geht.

Baby impfen oder nicht? Kaum ein Thema ist so kontrovers

Bei der Frage „Impfen: ja oder nein?“ kommt es immer wieder zu hitzigen Diskussionen unter Eltern. Manche kritisieren, dass die erste Impfung bereits zwei Monate alten Babys verabreicht wird, obwohl deren Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Das Robert-Koch-Institut begründet dies mit der Tatsache, dass bestimmte Infektionskrankheiten bei Säuglingen weitaus schwerer ausfallen als bei älteren Kindern. Keuchhusten ist ein gutes Beispiel dafür: Bei etwa einem Viertel der Kinder unter sechs Monaten treten bedrohliche Komplikationen wie ein Atemstillstand oder eine Lungenentzündung auf.

Immer wieder hört man allerdings begründete Einwände: Die frühen Impfungen beeinflussen demnach das noch nicht ganz ausgebildete Immunsystem eines Babys. Die Impfstoffe enthielten zum Teil zwar abgeschwächte, aber dennoch aktive Kulturen. Das Wissen über das Immunsystem von Babys in diesem Alter sei noch begrenzt, gibt etwa der Verband Unabhängiger Heilpraktiker zu bedenken. Aus diesem Grund sei es schwer abzuschätzen, wie das Immunsystem auf die Impfstoffe reagiert. Außerdem sei eine so frühe vorbeugende Impfung nur begründbar, wenn eine große Infektionsgefahr bestünde – was in Deutschland allerdings nicht der Fall ist.

Wichtig zu verstehen ist allerdings, dass das Infektionsrisiko gerade deshalb so gering ist, weil die Impfquote so hoch war und ist. So haben die meisten Krankheiten kaum mehr eine Chance, sich zu verbreiten. Ändert sich die Impfbereitschaft, steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung auf Dauer wieder.

Babys impfen: Pro und Kontra

Auf die Frage „Warum impfen manche Eltern nicht?“ gibt es viele mögliche Antworten. Zwar sprechen viele Gründe für das Impfen, aber auch einige dagegen. Hier findet ihr die wichtigsten Vor- und Nachteile auf einen Blick:

Was spricht für Impfungen?

  • Euer Baby ist früh vor gefährlichen Krankheiten geschützt.
  • Inzwischen sind Impfstoffe sehr sicher und gut verträglich.
  • Der Schutz vor Krankheiten überwiegt für viele das Risiko von Nebenwirkungen.
  • Hohe Impfquoten helfen, Krankheiten auszurotten.
  • Lebensbedrohliche Komplikationen im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten können verhindert werden.
  • Die hohe Impfquote schützt indirekt auch Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.

Was spricht gegen Impfungen?

  • Es kann (wenn dies auch unwahrscheinlich ist) zu Nebenwirkungen kommen.
  • Es können Impfschäden auftreten.
  • Das Immunsystem könnte geschwächt werden.
  • Das Risiko für Allergien kann sich eventuell erhöhen (wissenschaftlich belegt ist dies jedoch nicht).
  • Unabhängige Studien über Langzeitfolgen sind rar.
  • Kritiker zweifeln die Wirksamkeit mancher Impfstoffe an.
  • Kinderkrankheiten zu überstehen, könnte das Immunsystem umso mehr stärken und so im Erwachsenenalter von Nutzen sein.
  • Zusatzstoffe können allergische Reaktionen auslösen.

Sowohl die STIKO als auch die meisten Kinderärzte befürworten einen vollständigen Impfschutz. Behaltet jedoch im Hinterkopf, dass ihr den Empfehlungen nicht folgen müsst – allein ihr entscheidet, ob und in welchem Umfang euer Kind geimpft wird.

Hinweis: Wenn ihr euer Kind in einer privaten Einrichtung betreuen lassen wollt, stellt sich die Frage „Impfen: ja oder nein?“ erst gar nicht: Ein vollständiger Impfschutz ist in vielen privaten Einrichtungen nämlich Grundvoraussetzung für die Aufnahme.

Wie funktionieren Impfungen?

Die meisten Impfstoffe enthalten inaktive oder aktive Bruchteile von Keimen, Bakterien oder Viren. Diese Teile werden auch als Totimpfstoffe bezeichnet. Diese winzigen Mengen reichen lediglich dafür, das Immunsystem zu stimulieren, nicht aber dafür, dass es zum Ausbruch der Krankheit kommen kann. Die Impfstoffe werden dem Baby zu dem Zweck gespritzt, dass dessen Immunsystem die passenden Abwehrstoffe bildet. Kommt der Organismus dann tatsächlich mit einem gefährlichen Krankheitserreger in Kontakt, vernichtet das Immunsystem diesen schnell, sodass die Krankheit gar nicht erst ausbrechen kann.

Babys impfen: Welche Nebenwirkungen und Impfschäden sind möglich?

Dennoch kann es nach dem Impfen eures Babys zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Wichtig ist, dass ihr die Begriffe „Impfreaktionen“ und „Impfschäden“ richtig versteht. Typische Impfreaktionen sind nämlich harmlos. „Klassiker“ sind zum Beispiel:

  • Rötungen
  • Schwellungen
  • Fieber
  • Krankheitsgefühl

In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu stärkeren Reaktionen kommen, zum Beispiel:

  • Krampfanfälle
  • Abszesse
  • allergische Schocks
  • Atemstillstand

Impfschäden treten im Gegensatz zu Impfreaktionen nicht unmittelbar nach einer Impfung auf. Sie können erst Jahre später auftauchen und zu chronischen Beschwerden und Schädigungen führen. Beispiele sind:

  • Nervenentzündungen
  • Hirnhautentzündungen
  • Multiple Sklerose
  • Rheumatische Arthritis
  • ein schwaches Immunsystem
  • Allergieanfälligkeit

Behaltet jedoch im Hinterkopf, dass schwere Nebenwirkungen äußerst selten sind. Fragt euch, welches Risiko ihr einzugehen bereit seid. Das ist mitunter keine einfache Entscheidung für euch. Fangt also rechtzeitig an, euch zu informieren – sucht dazu ruhig verschiedene Ärzte auf und holt euch unterschiedliche Meinungen ein.


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