Der chinesische Empfängniskalender: Ist darauf Verlass?

Ihr wollt das Geschlecht eures Babys bestimmen, und zwar schon kurz nach der Zeugung? Dann versucht es doch mal mit dem chinesischen Empfängniskalender.

Schwangere hält ein Herz aus Pappe vor ihren Bauch.
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Habt ihr ein Wunschgeschlecht und wollt die Schwangerschaft so beeinflussen, dass es entweder ein Mädchen oder aber stattdessen ein Junge wird? Oder gehört ihr zu den Paaren, die es nicht erwarten können, das Geschlecht zu erfahren? Manchmal liegt das Kleine ungünstig; oder es ist einfach noch zu früh dafür, das Geschlecht erkennen zu können. Vielleicht gibt es aber trotzdem eine Möglichkeit, nicht bis zur Geburt warten zu müssen. Für den chinesischen Empfängniskalender brauchst du dein „Mondalter“ und den Monat der Zeugung. Aber fangen wir von vorne an.

Unsere 3 Top-Tipps zum chinesischen Empfängniskalender

  • Achtet darauf, dass ihr das Mondalter zur Berechnung nutzt, und rechnet auch den Zeugungsmonat nach.
  • Es ist keineswegs sicher, dass es möglich ist, die Schwangerschaft so zu beeinflussen, dass man das Geschlecht des Kindes festlegen könnte.
  • Versteift euch nicht auf das Ergebnis, sondern seht das Ganze eher als Spielerei an.

Wie funktioniert der chinesische Empfängniskalender?

Mädchen oder Junge? Die Frage beschäftigt Paare in Deutschland und auf der ganzen Welt – insbesondere in China. Dort gelten Jungen leider noch immer als wertvoller als Mädchen. Schließlich kümmern sie sich gemäß der Tradition um die Altersvorsorge ihrer Eltern. Ein Mädchen hingegen verlässt das Elternhaus, nachdem es geheiratet hat. Darum wollen chinesische Paare das Geschlecht ihres Babys so schnell es geht erfahren. Genauer: Anhand des chinesischen Empfängniskalenders wird versucht, die Zeugung möglichst so zu legen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Jungen am höchsten ist.

Seitdem in China die Ein-Kind-Politik gilt, sind Paare dort noch stärker darauf erpicht, einen Jungen zu zeugen. Leider ist in China auch die Kindstötung aufgrund des Geschlechts alles andere als selten – vor allem weibliche Föten wurden und werden auch heute noch abgetrieben. Auch in anderen Teilen der Welt ist das zu beobachten. „Weltweit fehlen 160 Millionen Frauen“, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Der chinesische Empfängniskalender gilt also auch als Instrument dazu, diese Grausamkeit zu vermeiden. Doch lässt sich die Schwangerschaft tatsächlich so beeinflussen, dass es ein Junge wird? Dazu gleich mehr.

Der chinesische Empfängniskalender beruht auf einem alten chinesischen Kalender namens Xià Lì – der ist eine Kombination aus Mond- und Sonnenkalender. Für die Berechnung braucht ihr das Alter der Mutter laut Mondkalender.

Neben dem Mondalter braucht ihr dann nur noch den Monat der Empfängnis. Dann schaut ihr einfach in der Tabelle nach dem Schnittpunkt: Blaue Felder stehen für einen Jungen, rosane für ein Mädchen.

Mondalter berechnen: So geht’s

Es gibt zahlreiche Onlinerechner zur Bestimmung des Mondalters – theoretisch könnt ihr euch das Rechnen also sparen. Trotzdem ist natürlich praktisch zu wissen, wie es geht.

Das Mondalter basiert nicht auf dem bei uns genutzten gregorianischen Kalender, sondern auf dem chinesischen Mondkalender. In dein Mondalter sind auch die neun Monate eingerechnet, die du im Mutterleib verbracht hast.

Die Berechnung fällt gar nicht so leicht, denn auch das chinesische Neujahr ist ein Faktor. Das findet allerdings nicht jedes Jahr zur gleichen Zeit statt, sondern richtet sich nach dem chinesischen Lunisolarkalender und fällt auf den Neumond, der wiederum zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar liegen kann.

Falls du nach dem 22. Februar geboren bist, ist das Prozedere relativ einfach: Du zählst einfach neun Monate dazu. Angenommen, du bist am 5. Mai 1996 geboren und willst dein Mondalter im September 2016 wissen. Laut gregorianischem Kalender bist du dann 20 Jahre und vier Monate alt. Dann rechnest du einfach neun Monate dazu und kommst auf 21 Jahre und einen Monat.

Komplizierter wird es, wenn du vor dem 22. Februar Geburtstag hast. Dann gilt es erst einmal, in Erfahrung zu bringen, wann das chinesische Neujahr in deinem Geburtsjahr stattgefunden hat. Falls dein Geburtstag vor dem chinesischen Neujahr liegt, rechnest du zu deinem Alter 21 Monate hinzu anstatt 9.

Wie berechne ich noch mal den genauen Empfängnismonat?

Auch dafür gibt es inzwischen spezielle Zeugungsrechner. Wenn ihr den chinesischen Empfängniskalender nutzen wollt, reicht aber der Zeugungsmonat: Zieht dafür einfach vom Geburtstermin die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer von 267 Tagen ab.

Wie aussagekräftig ist der chinesische Empfängniskalender?

Es gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise, dass der chinesische Empfängniskalender wirklich funktioniert. Immer wieder ist davon die Rede, dass er in 85 Prozent der Fälle zuverlässige Resultate liefern soll, doch Kritiker stellen diese Zahl und die entsprechenden Studien infrage.

Es scheint also, als sei die Geschlechterermittlung auf diesem Weg zwar eine nette Spielerei, aber nicht wirklich ernst zu nehmen. Wartet also besser mit dem Streichen des Kinderzimmers, bis der Frauenarzt das Geschlecht sicher bestimmen kann.

Wie kann man das Geschlecht beeinflussen?

Viele Paare möchten die Schwangerschaft so beeinflussen, dass das Geschlecht den eigenen Wünschen entspricht – einige ziehen ein Mädchen vor, andere einen Jungen. Doch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es ohne die moderne Gentechnik nicht so einfach möglich ist, die Schwangerschaft so zu beeinflussen, dass das Kind das Wunschgeschlecht der Eltern erhält.

Trotzdem gibt es teilweise erstaunliche Zusammenhänge, die immer wieder Anlass zur Hoffnung geben, man könne auf das Geschlecht des Kindes Einfluss nehmen. So zeigte eine Studie mit 80.000 Personen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Jungen steigt, wenn das Paar schon vor dem Zeitpunkt der Zeugung zusammengelebt hat. Die Abweichung zu anderen Paaren lag allerdings bei nur 1,6 Prozent.

In England zeigten Forscher einen möglichen Zusammenhang auf zwischen einer kalorienarmen Ernährung von Frauen und der Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Mädchen gebären. Ein Theorieansatz versucht das damit zu erklären, dass männliche Babys empfindlicher seien und der Körper sie daher nur produziere, wenn Nahrung im Übermaß zur Verfügung steht. Auch die Jahreszeit könnte eine Rolle spielen: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ein Mädchen wird, scheint zuzunehmen, wenn es im Winter gezeugt wird. Andersherum könnten die Chancen auf einen Jungen steigen, wenn die Frau im Frühjahr schwanger wird. Ein Erklärungsansatz geht davon aus, dass sich Grippeviren negativ auf die männlichen Spermien auswirken würden.

Befruchtung am Tag des Eisprungs: Macht das einen Unterschied?

Kann die Befruchtung am Tag des Eisprungs das Geschlecht beeinflussen? Der 2003 verstorbene US-Amerikaner Dr. Landrum B. Shettles war Experte auf dem Gebiet der In-vitro-Fertilisation. In zahlreichen Untersuchungen fand er heraus, dass sich weibliche von männlichen Samenzellen unterscheiden. Während weibliche Samenzellen größer und stärker sind, sind die männlichen kleiner und schwächer, aber schneller. Der Experte vertrat die Ansicht, dass der Zeitpunkt der Zeugung direkten Einfluss auf das Geschlecht hat:

  • Wünscht ihr euch ein Mädchen, habt ihr laut Dr. Shettles am besten rund drei Tage vor dem Eisprung Sex. Die weiblichen Samenzellen überleben nämlich länger als die männlichen.
  • Wollt ihr lieber einen Jungen, ist demnach Geschlechtsverkehr am Tag des Eisprungs besonders sinnvoll. Die männlichen Samenzellen sind schließlich schneller und erreichen damit wahrscheinlich auch eher die Eizelle.

Beachtet, dass die genannten Zusammenhänge auf Basis sehr geringer Prozentwerte hergestellt werden. Das Geschlecht eures Babys hängt von wesentlich mehr Faktoren ab als nur vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs. Aber wer weiß, vielleicht steckt ja doch mehr als nur Aberglaube hinter dem chinesischen Empfängniskalender.


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