Vorsorge­untersuchungen in der Schwangerschaft: Ein Überblick

In kaum einem anderen Land profitieren schwangere Frauen von einer so engmaschigen Schwangerschaftsvorsorge wie in Deutschland. Aber was genau beinhaltet diese eigentlich?

Schwangere in weißem Kleid hält Hände vor dem Bauch.
Leah Kelley / pexels.com

Vor allem wenn du das erste Mal schwanger bist, kann das schnell überwältigend sein. Wie verkraftet dein Körper die Umstellung? Geht es dem Baby gut? Das sind nur zwei der elementaren Fragen, die im Zuge der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft beantwortet werden. Jeder Termin ist aufregend, denn mit jeder neuen Untersuchung lernst du nicht nur deinen Körper, sondern auch dein Baby besser kennen.

Fazit: Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft

  • Jeder Frau stehen die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft zu.
  • Du kannst die Untersuchungen entweder vom Arzt oder von einer Hebamme durchführen lassen.
  • Alle Ergebnisse werden im Mutterpass vermerkt.

Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft und was sie beinhalten

Die Schwangerenvorsorge ist ein Recht, das du als schwangere Frau hast. Sie ist also keine Pflicht. Doch natürlich wird die Vorsorge dringend empfohlen, denn nur so lassen sich Probleme und Komplikationen schnell erkennen und behandeln.

Schwangerschaft bestätigen

Los geht es mit dem Thema Schwangerschaft und Vorsorge, wenn deine Regelblutung ausbleibt. Schließlich besteht dann die Chance, dass du schwanger bist. Jetzt ist es Zeit für die erste Untersuchung, in der du deinem Gynäkologen deine Symptome schilderst. Mithilfe einer Tast- oder Ultraschalluntersuchung kann eine Schwangerschaft bereits ab der fünften Woche sicher bestätigt werden. Die Erstuntersuchung beinhaltet außerdem Folgendes:

  • Familienanamnese: Der Arzt fragt dich, ob es in deiner Familie Mehrlingsschwangerschaften, Fehlgeburten oder Erbkrankheiten gab.
  • Eigenanamnese: Bestehen gesundheitliche Probleme, chronische Krankheiten oder Ähnliches?
  • Gynäkologische Untersuchung inklusive Chlamydien-Test
  • Wiegen
  • Blutdruckmessung
  • Urinuntersuchung (auf Bakterien sowie Zucker- und Eiweißgehalt)
  • Blutuntersuchung
  • Blutgruppen- und Rhesusfaktortest

Alle vier Wochen ein weiterer Vorsorgetermin

In den folgenden Wochen wächst und gedeiht dein Baby. Ab jetzt stehen alle vier Wochen weitere Vorsorgeuntersuchungen an – bis die 32. Schwangerschaftswoche erreicht ist. Dann finden die Termine nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Wochen statt. Das gibt dir noch mehr Sicherheit, denn falls Probleme auftreten, werden sie schnell erkannt. Bei den alle vier Wochen stattfindenden Terminen wird Folgendes untersucht:

  • Gewicht
  • Blutdruck
  • Urin
  • Höhenstand deiner Gebärmutter
  • Herztöne deines Babys
  • Lage des Kindes

Einmalige Tests im Zuge der Schwangerenvorsorge

Damit du und dein Baby gesund bleiben, werden einmalig ein paar Tests durchgeführt. Denn gewisse Erkrankungen können Risiken darstellen. Um diese Tests handelt es sich:

  • Hepatitis-Test
  • Röteln-Test
  • HIV-Test
  • Syphilis-Test
  • Screening Schwangerschaftsdiabetes

Der Mutterpass: Das wichtigste Dokument in der Schwangerschaft

Der gesamte Schwangerschaftsverlauf und die Ergebnisse aller Untersuchungen werden im Mutterpass dokumentiert. Auch alles bis zur zweiten Nachuntersuchung kommt in den Mutterpass. So erhalten Ärzte einen schnellen Überblick.

Tipp: Falls du deinen Mutterpass durchblätterst und dich wunderst, was das alles zu bedeuten hat, frag deinen Arzt oder deine Hebamme – sie werden gerne alle Fragen beantworten und dir etwaige Unsicherheiten nehmen.

Arzt oder Hebamme: Du hast die Wahl

Viele Frauen wissen es gar nicht: Du kannst dir aussuchen, ob du deine Vorsorgetermine bei einem Arzt oder einer Hebamme wahrnimmst. Viele Frauen bevorzugen die Hebamme, weil sie zu ihr schon früh in der Schwangerschaft eine enge Bindung aufbauen. „Bis auf den Ultraschall sind die Untersuchungen dieselben“, erklärt Dr. med. Silke Jung, Gynäkologin in Frankfurt am Main.

In Deutschland darf jede Hebamme eine normale Schwangerschaft betreuen. Falls du Vorerkrankungen hast oder Schwangerschaftskomplikationen auftreten, bist du allerdings bei einem Arzt besser aufgehoben.

Wie viele Ultraschalluntersuchungen sind in der Schwangerschaft Standard?

Wie schon erwähnt, können Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft nicht von der Hebamme durchgeführt werden, sondern nur von einem Gynäkologen. Jeder schwangeren Frau stehen gesetzlich drei Ultraschalluntersuchungen zu – egal, ob du privat oder gesetzlich krankenversichert bist. Doch wann finden diese Ultraschalluntersuchungen in der Regel statt?

  • Zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche
  • Zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche

Tipp: Wenn du und dein Partner wissen wollt, ob es ein Mädchen oder Junge wird, könnt ihr euch das Geschlecht eures Kindes beim zweiten Ultraschall verraten lassen.

Auch hier gilt: Du musst die Ultraschalluntersuchungen nicht machen lassen. Sie dienen lediglich dazu zu überprüfen, ob dein Baby gesund ist. Per Ultraschall kann der Arzt zum Beispiel das genaue Alter und die Lage deines Kindes erkennen und so etwaige Probleme schnell identifizieren. Auch die Durchblutung von Nabelschnur und Mutterkuchen wird kontrolliert. Und auf werdende Eltern wartet noch ein ganz besonderes Highlight: Je nach Lage könnt ihr dank Ultraschall zum ersten Mal das Gesicht eures kleinen Lieblings sehen – ein ganz besonderer Moment.

Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, das Baby in einem 3D-Ultraschall zu sehen – diese Leistung wird allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen. Trotzdem nehmen viele werdende Eltern diese Chance gerne wahr. Zwar stehen Ultraschalluntersuchungen auch in der Kritik, in der Regel gelten sie jedoch als unproblematisch. „Wie in auch anderen Bereichen der Forschung stehen auch beim Ultraschall Studien, die einen Schaden erkennen gegen solche, die keinen nachweisen können“, beschreibt die Hebamme Olivia Heiss treffend.

Zu bedenken ist sicherlich auch, dass schwere Komplikationen und Probleme, die dem Ungeborenen schaden können, mithilfe eines Ultraschalls zuerst erkannt werden. Zu diesen Komplikationen gehört unter anderem eine Gestose, die meist um die 20. Schwangerschaftswoche herum erkannt werden kann.

Schwangerschaftsvorsorge: Sind Termine während der Arbeitszeit gestattet?

Die Antwort lautet Ja: Falls die Termine zur Schwangerenvorsorge in deine Arbeitszeit fallen, brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Dein Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, dir in dieser Zeit ohne Verdienstausfall freizugeben.


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