Wohnungs­besichtigung: Zustand checken und Vermieter überzeugen

Prüfe die neue Wohnung auf Herz und Nieren, damit du dich später rundum wohlfühlst. Als Mietinteressent ist es zudem wichtig, Makler und Vermieter zu überzeugen.

Blick auf den oberen Teil eines alten aber renovierten Eckhauses.
Hernan Lucio / unsplash.com

Nach dem Durchforsten passender Immobilienannoncen steht sie an: die Wohnungsbesichtigung. Oft weiß man hinterher allerdings nicht mehr, wie die Raumaufteilung war, oder man hat eine wichtige Frage vergessen. Eine Checkliste und weitere Tipps helfen dir, bei der Wohnungsbesichtigung an alles Wichtige zu denken. Hinzu kommt: Bezahlbare und schöne Mietwohnungen sind an manchen Orten eine knappe Ressource. Makler und Vermieter können sich daher Kandidaten gezielt aussuchen. Da ist es gut zu wissen, wie du dich gegen mitunter hunderte Mitbewerber durchsetzen kannst.

Zusammenfassung

  • Wer sich gut vorbereitet, verschafft sich als Mietinteressent einen Vorteil.
  • Neben den Bewerbungsunterlagen zählt für Vermieter der persönliche Eindruck.
  • Suche die Wohnung nicht nur nach Mängeln ab, sondern prüfe, ob du in ihr heimisch werden könntest.

Was vor der Wohnungsbesichtigung wichtig ist

Vorab solltest du einige wichtige Punkte in Erfahrung bringen, um dich auf die Situation der Wohnungsbesichtigung einzustellen: Handelt es sich um einen Einzeltermin oder eine Massenveranstaltung? Davon hängt es ab, ob du Zeit für einen umfassenden Check hast und Fragen stellen kannst oder ob du dich durch die Masse kämpfen musst.

Außerdem wichtig zu wissen: Führt ein Makler, ein Angestellter der Hausverwaltung, der Eigentümer oder der Vormieter durch die Wohnung? Triffst du auf den Eigentümer oder nimmt ein Makler eine Bewerbervorauswahl vor, solltest du viel Wert auf einen guten Eindruck legen. Nicht zu beeindrucken brauchst du hingegen den Vormieter. Ihn kannst du auch mit kritischen Fragen löchern. Ob du ehrliche Antworten erhältst, hängt jedoch davon ab, wie sehr er in seinem Interesse handelt. Oftmals versuchen Vormieter, schnell Nachmieter zu finden, die ihnen beispielsweise Abstand für vorhandene Möbel zahlen.

Bei einer Massenbesichtigung geht es nicht unbedingt um Schnelligkeit, sondern darum, sich geschickt in den Vordergrund zu spielen. Folgender Tipp hilft während der Wohnungsbesichtigung: Bleib so lange, bis der Ansturm abgeklungen ist. Nutze nun die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit dem Makler ins Gespräch zu kommen.

Tipps für die Wohnungsbesichtigung

Erfahre, was du zur Wohnungsbesichtigung mitbringen solltest und welches Timing perfekt ist:

  • Guten Zeitpunkt für die Wohnungsbesichtigung wählen: Vereinbare eine Uhrzeit, zu der du dir einen authentischen Eindruck machen kannst. Nur bei Tageslicht findest du heraus, ob Helligkeit und Aussicht stimmen. Um den gewöhnlichen Geräuschpegel und die Parkplatzsituation einzuschätzen sowie die Nachbarn kennenzulernen, ist ein Wochentag nach Feierabend ideal.
  • Weitere Person mitnehmen: Nimm einen Freund oder eine Bekannte mit, die nicht einziehen werden. Eine objektive Bewertung bewahrt dich vor vorschnellen Entscheidungen. Sie bringt dich auf den Boden der Tatsachen zurück, falls die scheinbare Traumwohnung dein Budget übersteigt oder einige Mängel nicht schönzureden sind. Und natürlich sehen vier Augen auch mehr. Bei Eigentumswohnungen empfiehlt sich ein Experte als Begleiter. Stelle diesen am besten als Freund vor. Andernfalls könnte dies den Makler abschrecken und die Chancen auf die begehrte Immobilie senken.
  • Fotos machen und Grundriss ausmessen: Welche Farbe hatte noch mal der Fußboden? Reicht der Platz eigentlich für das heiß geliebte Ecksofa? Nimmst du Kamera und Zollstock mit, kannst du diese Fragen auch nach der Wohnungsbesichtigung beantworten. Fotografiere jedoch insbesondere in noch bewohnten Räumen nie ungefragt.
  • Bewerbungsunterlagen mitnehmen: Wenn du die geforderten Unterlagen – zum Beispiel Gehaltsnachweis und Schufa-Auskunft – bereits parat hast, erhältst du einen Vertrauensvorschuss. Du signalisierst damit nämlich ernsthaftes Interesse und belegst überdies deine Zahlungsfähigkeit – dieser Punkt zählt für Vermieter am meisten. Viele Hausverwaltungen warten auch gar nicht erst ab, bis alle Bewerbungen eingetrudelt sind.

Wohnungsbesichtigung: Tipps für einen guten Eindruck

In einigen Städten haben es Wohnungssuchende besonders schwer. Wenn du dich gegen mehrere Konkurrenten durchsetzen musst, kannst du mit einer persönlichen Note punkten.

Aus der Masse hervorstechen

100 Interessenten, die Schlange stehen: In einigen Städten mit begehrten Lagen ist dies Realität. Doch wird nicht der Zufall entscheiden. Suche während der Wohnungsbesichtigung den persönlichen Kontakt zum Vermieter. Stelle dich namentlich vor, um im Gedächtnis zu bleiben. Lege deinen Unterlagen ein Foto bei, damit dich der Vermieter auch später noch zuordnen kann.

Der erste Eindruck zählt

Erscheine nicht zu spät zum Termin. Wähle ein schickes Outfit statt der zerfransten Jeans. Verstellen solltest du dich natürlich auch nicht. Doch gerade Studierenden haftet das Image an, wenig seriös zu sein – mit einem guten Erscheinungsbild kannst du trotzdem punkten. Die Wirkung eines Kompliments ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Schmiere dem Eigentümer jedoch nicht Honig ums Maul. Glaubwürdiger ist es, wenn du beispielsweise das Parkett oder den Pastellton der Tapete lobst.

No-Gos vermeiden

Penibel wirkt es, wenn Interessenten sämtliche Ecken unter die Lupe nehmen. Es kommt ebenfalls nicht gut an, wenn du bereits während der Wohnungsbesichtigung auf Reparaturbedarf hinweist oder kleinere Mängel dramatisierst. Auch die Strategie, die Wohnung schlecht zu reden, um Mitbewerber abzuschrecken und den Kreis der Konkurrenten zu verkleinern, geht nach hinten los.

Gute Fragen stellen

Der Spielraum für kritische Fragen ist oftmals begrenzt, doch lass berechtigte Fragen nicht aus. Im Gegenteil: Sie zeigen dein Interesse. Dazu gehören Fragen zur Heizungsart, zur Art der Warmwasseraufbereitung, zur Nachbarschaft und zu Renovierungsarbeiten. Sofern nicht bereits in der Wohnungsanzeige genannt, kannst du anhand dieser Informationen Nebenkosten und Zustand besser einschätzen.

Ins Gespräch kommen

Makler und Vermieter sind an einem langfristigen Mietverhältnis, rechtzeitigen Zahlungen und einem guten Wohnklima interessiert. Daher interessieren sie auch Einzelheiten über dich. Gute Themen sind der eigene Job oder der Grund für den Wohnungswechsel. Plaudere trotz einer lockeren Atmosphäre aber nicht zu sehr aus dem Nähkästchen. Leider zeigen einige Untersuchungen, dass Vermieter nicht vor Vorurteilen gefeit sind. Fragen zu Familiengründung, Krankheiten oder Herkunft brauchst du beispielsweise nicht wahrheitsgemäß zu beantworten.

Einzugsdatum vereinbaren

Willst du in die bezugsfertige Wohnung erst in drei Monaten einziehen, ist dies meistens ein Ausschlusskriterium. Ein guter Tipp für die Wohnungsbesichtigung lautet daher: Je flexibler du bist, desto höher sind deine Chancen. Vielleicht findest du einen Zwischenmieter, damit du nicht doppelt Miete zahlst. Hast du es hingegen eiliger, kannst du dich eventuell mit dem Vormieter auf einen früheren Einzugstermin einigen.

Check-up für die Wohnungsbesichtigung: Auf was solltest du achten?

Selbstverständlich geht es nicht nur darum, dass du einen guten Eindruck hinterlässt. Auch für dich sollte alles stimmen. Worauf du bei einer Wohnungsbesichtigung achten solltest:

  • Feuchte Stellen an Wänden und Fensterlaibung: Schattige Flächen deuten auf Feuchte und eine erhöhte Schimmelgefahr hin.
  • Elektrik: Sind genügend Steckdosen vorhanden? Der Sicherungskasten gibt einen Hinweis auf das Alter der Anlage.
  • Abdichtung: Fenster und Türen sollten gut abgedichtet sein. Noch aufschlussreicher im Hinblick auf die Heizkosten ist der Energieausweis.
  • Sonstige Mängel: Zerkratztes Parkett und vergilbte Wände? Besprich mit dem Vormieter, ob noch Schönheitsreparaturen vorgenommen werden.

Gut zu wissen ist, dass Vermieter dazu verpflichtet sind, auch verdeckte Mängel auf eigene Kosten zu beheben, und zwar möglichst noch vor dem Einzug. Bei umfangreichen Reparaturen solltest du abwägen, ob du es auf dich nehmen kannst, für eine gewisse Zeit laute Handwerker in der Wohnung zu haben.

Doch während der Wohnungsbesichtigung geht es nicht nur darum, alle Räume akribisch auf Mängel hin zu prüfen. Dazu hast du während der Übergabe noch Gelegenheit. Wichtig ist auch, dass du dich in der neuen Wohnung wohlfühlst. Deshalb solltest du herausfinden, ob sie deinen Vorstellungen entspricht. Gehe am besten folgende Liste durch und ergänze gegebenenfalls Punkte, die dir außerdem wichtig sind.

  • Helligkeit: Dunkle Räume schlagen aufs Gemüt. Fenstergröße und Himmelsrichtung sind hierbei entscheidend. Am meisten Sonne verspricht die Südwestseite – vorausgesetzt, Gebäude oder Bäume verdecken sie nicht.
  • Raumgröße und Aufteilung: Schaue, ob alle Möbel reinpassen. Ein 25-Quadratmeter-Zimmer ist zwar schön groß, doch in Form eines Schlauchzimmers nicht besonders geräumig. Durchgangszimmer sind ungünstig, wenn du in deiner ersten eigenen Wohnung eine WG gründen willst.
  • Lärmpegel: Die Wanddicke entscheidet, wie hellhörig eine Wohnung ist. Achte während der Wohnungsbesichtigung auch darauf, ob du Straßenlärm wahrnimmst.
  • Aussicht: Nicht jedes Zimmer kann einen Blick ins Grüne freigeben. Für das Schlafzimmer ist das weniger relevant, für das Wohnzimmer schon eher.
  • Garten, Balkon, Loggia oder Terrasse: Gerade Hobbygärtner und Raucher genießen es, einen Außenbereich zu haben.
  • Sonstige Ausstattung: Überlege, was dir wichtig ist: Einbauküche, Badewanne, Rollläden, Gegensprechanlage …?
  • Parkplätze und Abstellfläche: Kannst du Auto und Fahrrad in Hausnähe sicher abstellen?
  • Nachbarschaft: Welchen Eindruck machen die Leute im Haus auf dich?


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