Wochenbett­depression: Wie lange dauert sie?

Das Baby ist da! Nun steht einer kleinen glücklichen Familie nichts mehr im Wege, oder?

Mutter liegt im Bett mit ihrem neugeborenen Kind
Kevin Liang / Unsplash.com

Von einer anstrengenden Geburt gehen die meisten Frauen aus. Die wenigsten rechnen jedoch damit, dass sich nach der Geburt eine Wochenbettdepression einstellen kann. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wie entsteht so eine Wochenbettdepression? Wie äußert sie sich, wie lange dauert sie und was kann man dagegen unternehmen?

Unsere 3 Top-Tipps zur Wochenbettdepression

  • Bereite dich gut auf die Geburt vor und suche dir eine Hebamme, der du vertraust.
  • Gönn dir nach der Geburt viel Ruhe und bitte um Unterstützung.
  • Hol dir beim Verdacht auf eine Wochenbettdepression schnellstmöglich Hilfe.

Wochenbettdepression: Was ist das?

Noch immer ist nicht vollständig ergründet, warum Wochenbettdepressionen entstehen. Es kommen mehrere Auslöser in Betracht – auch eine Kombination verschiedener Ursachen ist möglich und sogar recht wahrscheinlich. Frauen, die bereits vor der Geburt und der Schwangerschaft unter Depressionen litten, gelten als besonders empfänglich für eine Wochenbettdepression. Diese Ursachen können außerdem dahinterstecken:

  • Hormonelle Veränderungen
  • Veränderte Lebenssituation
  • Erwartungsdruck – von außen und der Mutter selbst
  • Komplikationen bei der Geburt
  • Frühgeburt
  • Behinderung oder Erkrankung des Babys
  • Verlust des Partners
  • Das Kind war eigentlich nicht gewollt
  • Mangelnde Unterstützung
  • Finanzielle Schwierigkeiten

Wie du siehst, ist die Liste lang. Besonders die hohe körperliche und psychische Belastung nach der Geburt scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Übrigens sind nicht nur die frischgebackenen Mütter von einer Wochenbettdepression betroffen – auch die Väter können darunter leiden. Schließlich ist die Situation auch für sie neu und mitunter belastend.

Sind Baby-Blues und Wochenbettdepression das Gleiche?

Die Wochenbettdepression verläuft deutlich schwerer und dauert länger als der Baby-Blues. Letzterer tritt auch häufiger auf; fast 80 Prozent der Mütter sind vom Baby-Blues betroffen. Dahinter stecken meist hormonelle Veränderungen nach der Geburt: Der Progesteron- und der Östrogenspiegel sinken plötzlich, während Prolaktin nun vermehrt gebildet wird. Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen können die Folge sein. Mit welchen Symptomen macht sich der Baby-Blues noch bemerkbar?

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Traurigkeit
  • Empfindsamkeit

Der Baby-Blues kann bis zu sieben Tage dauern. Meist endet er, wenn die Wöchnerin mit ihrem Baby nach Hause, in die vertraute Umgebung, zurückkommt.

Eine Wochenbettdepression verläuft anders. Bemerkbar macht sie sich meist in den ersten Wochen nach der Geburt. Allerdings ist dies nicht immer der Fall: Eine Wochenbettdepression kann in den ersten zwei Jahren nach der Entbindung auftreten. Jährlich sind in Deutschland rund 10 bis 20 Prozent der Mütter davon betroffen. Ärzte und Hebammen gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer bedeutend höher ist.

„Die Depressionen äußern sich meist in einer heillosen Überforderung. Gefühle von Traurigkeit, Empfindsamkeit, Reizbarkeit, aber auch Erschöpfung und Ruhelosigkeit sind häufige Anzeichen“, erklärt Diplom-Pädagoge Remigiusz Gadomska in einem Artikel für baby-und-familie.de. Statt Mutterglück stellen sich Angst, Erschöpfung und oft auch Konzentrationsstörungen ein – die Wochenbettdepression hat viele Gesichter. Typisch für eine Wochenbettdepression sind auch diese Symptome:

  • Schuldgefühle
  • Starke Versagensängste
  • Gefühl von Isolation
  • Scham
  • Im schlimmsten Fall Suizidgedanken

Insbesondere der Druck nach der Geburt, eine glückliche, zufriedene Mutter sein zu müssen, überfordert oft viele Frauen. Hinzu kommen die Erwartungen an sich selbst und das Familienleben. Aus Scham verstecken Frauen ihre wahren Gefühle oft – das macht jedoch alles nur noch schwieriger.

Meist schleicht sich die Wochenbettdepression über mehrere Wochen hinweg ein. Wie lange sie anhält, hängt vom Einzelfall ab – es können Wochen, aber auch Monate sein. Wenn du möglichst schnell Gegenmaßnahmen ergreifst, bekommst du die Wochenbettdepression auch schneller wieder in den Griff. In seltenen Fällen kann eine Wochenbettdepression auch chronisch werden. Umso wichtiger ist es, das Problem schnell anzugehen.

Wochenbettdepression und Baby-Blues: Was hilft?

Der Baby-Blues legt sich meist nach ein paar Tagen von allein wieder. In der Regel ist keine Therapie notwendig. Wichtig ist, dass du dir ausreichend Ruhe gönnst, um dich nicht zu überfordern. Dein Körper braucht ein bisschen Zeit, um sich an die erneute Umstellung zu gewöhnen.

Anders sieht es bei der Wochenbettdepression aus. Je schneller du dir Hilfe suchst, desto besser. Keine Sorge, eine Wochenbettdepression lässt sich gut behandeln – von allein verschwindet sie aber in der Regel nicht. Suche im ersten Schritt das Gespräch mit deiner Hebamme oder deinem Arzt.

Es ist wichtig, dass du eine Hebamme findest, der du vertraust. Nur dann kann sie dir wirklich helfen und dich unterstützen. Lass dir deswegen Zeit bei der Hebammen-Suche und hör auf dein Bauchgefühl.

Welche Behandlung für dich geeignet ist, hängt vom Schweregrad der Wochenbettdepression ab.

Leichte Wochenbettdepression

  • Offenes Ohr von Familie und Freunden
  • Unterstützung im Haushalt und bei der Babypflege
  • Gespräche mit der Hebamme

Mittlere und schwere Wochenbettdepression

  • Unterstützung von Familie, Freunden und Partner ist unbedingt notwendig
  • Psychotherapeutische Hilfe – zum Beispiel Gesprächs- oder Körpertherapie
  • Bei Bedarf Medikamente, zum Beispiel Antidepressiva
  • In besonders schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung angeraten


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