Ehevertrag: Ja oder nein?

Ein Ehevertrag hat Vorteile und Nachteile. Viele Paare werten ihn als Zeichen für mangelndes Vertrauen – doch im Fall der Fälle kann er Klarheit schaffen.

Braut und Bräutigam sitzen auf Steg, im Hintergrund ein Fluss
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Ihr findet das Thema Ehevertrag total unromantisch? Damit steht ihr nicht alleine da. Trotzdem bietet ein Ehevertrag erhebliche Vorteile – das wird insbesondere dann deutlich, wenn man bedenkt, dass allein im Jahr 2015 circa 163.000 Ehen geschieden wurden. Im Falle einer Scheidung erspart ihr euch mit einem Ehevertrag eventuell schwere Konflikte und Streitigkeiten. Doch was ist in einem Ehevertrag eigentlich alles geregelt und in welchen Fällen kann er sinnvoll sein?

Unsere 3 Top-Tipps zum Ehevertrag

  • Über Eheverträge lässt sich regeln, was im Falle einer Scheidung passiert.
  • Sprecht ausführlich darüber, was ihr von einem Ehevertrag erwartet, und achtet darauf, dass beide Seiten mit dem Vertrag zufrieden sind.
  • Wichtig ist, dass der Vertrag auch Regelungen zu den Bereichen Vermögen, Unterhalt und Vorsorge beinhaltet.

Was ist ein Ehevertrag eigentlich genau?

Selbst wenn ihr keinen Ehevertrag abschließt, geht ihr mit der Hochzeit automatisch einen Vertrag ein, denn es gelten die gesetzlichen Regelungen, die auch bei einer Scheidung greifen. Das bedeutet: Während der Ehe lebt ihr im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft und im Falle einer Scheidung findet ein Zugewinnausgleich statt.

Durch einen Ehevertrag haben die Ehepartner die Möglichkeit, in einem gemeinsam vereinbarten Rahmen von diesen gesetzlichen Regelungen abzuweichen.

Der Ehevertrag ist ein individueller Vertrag zwischen Ehepartnern, der die persönlichen Verhältnisse, die Verteilung des Geldes und die Unterhaltspflicht im Scheidungsfall regelt. Es ist allerdings auch möglich, dass dort andere Aspekte festgehalten werden – zum Beispiel die Rollenverteilung in der Ehe.

Ehevertrag oder nicht? Vor- und Nachteile im Überblick

Immer mehr verlobte Paare entscheiden sich für einen Ehevertrag. Wenn man bedenkt, dass das Eherecht, wie es im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert ist, noch immer von der klassischen Rollenverteilung des 19. Jahrhunderts ausgeht, ist das gut verständlich.

Vorteile eines Ehevertrags

  • Individuelle Regelungen für Vermögensaufteilung, Unterhaltszahlungen und Altersvorsorge
  • Reibungslose Abläufe im Falle einer Scheidung
  • „Rosenkrieg“ kommt gar nicht erst auf

Nachteile eines Ehevertrags

  • Aufsetzen kann kompliziert sein und zu Uneinigkeiten und Missstimmung führen
  • Die Vorstellung eines Ehevertrags empfinden viele als unromantisch, da man bereits das Ende der Beziehung einkalkuliert

Natürlich hoffen wir, dass euer Ehevertrag nie zum Tragen kommt – sofern ihr entscheidet, einen abzuschließen.

Können wir auch nach der Eheschließung noch einen Ehevertrag aufsetzen?

Der Vertrag muss nicht vor der Eheschließung abgeschlossen werden. Sogar kurz vor der Scheidung könnt ihr theoretisch noch einen Ehevertrag aufsetzen und unterschreiben. Entscheidend ist nur, dass der Ehevertrag notariell beurkundet wird.

Macht euch ausgiebig Gedanken darüber, ob ein Ehevertrag für euch infrage kommt und sinnvoll sein könnte. Stellt sicher, dass ihr beide zufrieden mit der Entscheidung seid. Kompromisse sind wichtig, dennoch sollte sich keiner übergangen oder missverstanden fühlen.

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Ehevertrag, ja oder nein: Für wen ist er sinnvoll?

Ob ein Ehevertrag sinnvoll ist oder nicht, beurteilt letztlich jeder anders. Es gibt jedoch einige Konstellationen, in denen ein Ehevertrag besonders empfehlenswert ist:

  • Ein Partner ist verschuldet
  • Ein Partner hat eine Firma oder ist selbstständig
  • Ihr seid schon älter und wollt nicht, dass sich durch eine erneute Ehe etwas an den Erbrechten oder ähnlichem ändert

Ist einer der Partner verschuldet, könnte es ohne Ehevertrag passieren, dass der eine Partner dem anderen während der Ehe hilft, die Schulden zu tilgen, im Falle einer Scheidung jedoch dafür nichts als Gegenleistung erhält. Im zweiten Fall ist es möglich, dass das Vermögen der Firma während der Ehe wächst. Kommt es dann zu einer Scheidung, muss der Unternehmer die Hälfte des gewachsenen Vermögens an den Ex-Partner zahlen – das könnte für die Firma den Ruin bedeuten. Eine gut durchdachte Gütertrennung schützt davor.

Tipp: Lasst euch am besten gut beraten und euch die Vorteile und Nachteile eines Ehevertrags erläutern. Dafür sind Anwälte und Notare die richtigen Ansprechpartner. Solche Beratungen sind in der Regel kostenfrei. Erst wenn der Ehevertrag abgeschlossen wird, zahlt ihr dafür – meist ist der Preis von eurem Vermögen abhängig.

Was sollte ein Ehevertrag enthalten?

Letztlich ist es euch überlassen, welche Aspekte ihr vertraglich festhaltet und welche nicht. Solange es nicht sittenwidrig ist oder gegen die Menschenwürde verstößt, lässt sich theoretisch nahezu alles vereinbaren. Folglich könnte man sogar im Ehevertrag festhalten, dass ihr den anderen einmal pro Monat zum Essen einladen müsst.

Aber Spaß beiseite. Was sollte auf jeden Fall rein?

  • Vermögen: Gütertrennung oder abgeänderte Zugewinngemeinschaft?
  • Unterhalt: Wie hoch ist der Anspruch im Falle einer Trennung?
  • Vorsorge: In welcher Form gibt es einen Versorgungsausgleich?

Wahrscheinlich wollt ihr euch viel lieber damit beschäftigen, die Hochzeit zu planen. Nehmt euch jedoch zumindest einen Nachmittag Zeit und sprecht über einen möglichen Ehevertrag. Wenn ihr beide einen wünscht, gilt es, in Ruhe zu besprechen, was er beinhalten soll. Dabei dürfen ruhig auch mit dem Vertrag verbundene Bedenken und Sorgen angesprochen werden. Habt ihr euch gemeinsam für einen Vertrag entschieden, mit dem beide Seiten zufrieden sind, dann steht der Traumhochzeit und einer glücklichen Ehe nichts mehr im Weg.


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