Assessment-Center: Übungen für den Ernstfall

Das Assessment-Center sorgt bei vielen Bewerbern für Schweißausbrüche: Schließlich nehmen die Personaler dort „Hard Skills“ und „Soft Skills“ genau unter die Lupe. Doch wenn du einige Tipps befolgst, ist alles halb so schlimm.

Junge Leute in einer Besprechung
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Noch immer ist das Assessment-Center eine besonders beliebte Methode zur Auswahl zukünftiger Mitarbeiter – in Deutschland wenden rund 32 Prozent der Unternehmen das Assessment-Center an. Es erfolgreich zu bestehen, wird einfacher, wenn du dir im Vorfeld das Prozedere vergegenwärtigst: Was sind eigentlich die klassischen Aufgaben, die Bewerber dort erwarten? Gibt es typische Assessment-Center-Fragen, auf die du dich vorbereiten kannst? Zwar lassen sich nicht alle Aspekte vorher genau durchdenken, doch eine Vorbereitung auf das Assessment-Center ist in jedem Fall ratsam.

Unsere 3 Top-Tipps zu Assessment-Center-Übungen

  • Informiere dich umfassend über das Unternehmen – über Werte, Philosophie, Kunden, Geschäftsführer.
  • Bringe alles über mögliche Aufgaben in Erfahrung und trainiere diese, bis du dich sicher fühlst.
  • Bleibe im Assessment-Center du selbst und denke daran: Soft Skills sind ebenso gefragt wie Hard Skills.

Assessment-Center: Was erwartet mich?

Zunächst: Was sind eigentlich die sogenannten Hard Skills und was die Soft Skills? Als Hard Skills bezeichnet man die berufstypischen Qualifikationen – also zum Beispiel den Studienabschluss, die Ausbildung oder einschlägige Berufserfahrung. Soft Skills beziehen sich auf die Faktoren, die sich nicht unbedingt mithilfe einer Note im Abschlusszeugnis einfangen lassen. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte positive Persönlichkeitsmerkmale, etwa zwischenmenschliche und methodische Kompetenzen. Sowohl Hard Skills als auch Soft Skills eines Bewerbers werden im Assessment-Center genau unter die Lupe genommen.

Welche Aufgaben und Herausforderungen dich in einem Assessment-Center erwarten, unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Da auch der Ablauf variiert, ist es kaum möglich, alles zu üben. Ein paar Elemente sind jedoch in fast jedem Assessment-Center zu finden:

  • Gruppenübungen
  • Einzelübungen
  • Tests und Präsentationen

Wofür der Aufwand? Unternehmen wollen sichergehen, dass sie sich für die richtigen Bewerber entscheiden. Ein Trainee ist beispielsweise vergleichsweise teuer für ein Unternehmen – Nachhaltigkeit bei der Personalsuche ist also ein wichtiges Argument für das Assessment-Center. Die Personaler erkennen dabei Dinge, die nicht im Lebenslauf oder in Zeugnissen nachzulesen sind.

Assessment-Center: Die Aufgaben genauer erklärt

Assessment-Center-Beispiele helfen dir dabei, dich vorzubereiten. Manche Bewerber ziehen es vor, ohne alle Vorbereitungen ins Assessment-Center zu gehen, damit ihr Verhalten nicht einstudiert oder aufgesetzt wirkt. Für andere wiederum ist die Vorbereitung wichtig, schließlich fällt es Menschen leichter, mit Situationen umzugehen, auf die sie in gewissem Maße vorbereitet sind. Wichtig ist, dass du ausgeruht und in seriösem Outfit antrittst, denn der erste Eindruck zählt. Genau wie im Falle der Kleidung im Vorstellungsgespräch können Personaler auch aus dem, was du zum Assessment-Center trägst, jede Menge herauslesen.

Tipp: Unterhalte dich während der Pausen mit anderen Bewerbern, statt auf dein Handy zu schauen oder stumm zu warten. Damit sammelst du vielleicht schon Pluspunkte, in jedem Falle aber kannst du dadurch nichts verlieren.

Assessment-Center: Übungen in der Gruppe

Gruppenübungen zielen darauf ab, deine Kommunikations- und Teamstärke einzuschätzen. Auch dein Durchsetzungsvermögen ist für Personaler anhand verschiedener Gruppenübungen gut zu beurteilen.

Konstruktionsübungen

Diese Form der Gruppenübung wird gerne in technischen, aber zunehmend auch in anderen Berufszweigen angewendet. Die Aufgabe verlangt, dass ihr als Team etwas baut – zum Beispiel einen Stuhl. Dafür bekommt ihr Materialien wie Papier, Schere und Klebstoff. Durch Beobachtung erfahren die Personaler, welche Rolle du im Team einnimmst. Bist du eher zurückhaltend? Oder willst du um jeden Preis deine Idee durchsetzen? Vielleicht gar ohne jede Rücksicht auf die anderen?

Wichtiger Assessment-Center-Tipp: Äußere deine Gedanken sowie Ideen und bringe dich ein! Genauso entscheidend ist aber auch, dass du anderen zuhörst. Hier hast du die Chance, deine soziale Kompetenz unter Beweis zu stellen.

Gruppendiskussion

Der absolute Klassiker im Assessment-Center: Euch als Team wird ein Thema, das meist polarisiert, vorgegeben – vielleicht aus den Bereichen Wirtschaft oder Politik. Zum Beispiel: Welche positiven Aspekte hat der Brexit? In der Gruppe wird dieses Thema dann diskutiert. In manchen Assessment-Centern wird dir deine Rolle vorgegeben, in anderen kannst du deinen Standpunkt frei wählen. Auch bei dieser Übung wird deine Position im Team beobachtet: Wie gehst du mit Kritik um? Respektierst du andere Meinungen und Standpunkte? Wie sind deine rhetorischen Fähigkeiten, kannst du andere überzeugen oder sogar begeistern?

Wichtiger Assessment-Center-Tipp: Zeige, dass du eine klare Meinung hast und diese auch vertreten kannst. Lasse andere aber immer ausreden. Jemandem ins Wort zu fallen oder trotzig auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, sind keine klugen Verhaltensweisen.

Assessment-Center: Einzelübungen

Neben deinem Verhalten in Gruppen wird auch deine Kompetenz in Einzelübungen begutachtet.

Postkorbübung

Assessment-Center-Übungen wie die Postkorbaufgabe sagen innerhalb kurzer Zeit jede Menge über dich aus. In einem E-Mail-Posteingang warten rund 20 Aufgaben auf dich. Deine Aufgabe besteht nun darin, diese sinnvoll zu priorisieren. Natürlich hast du dafür nicht viel Zeit. Die Prüfer begutachten, ob du unter Stress und Zeitdruck klar denken kannst. Auch dein Organisationsgeschick wird näher beleuchtet.

Wichtiger Assessment-Center-Tipp: Das Ziel der Postkorbübung ist nicht die perfekte Lösung. Teile deine Gedanken mit, damit die Prüfer sehen, anhand welcher Überlegungen du welche Aufgaben priorisiert hast – es ist nämlich vor allem deine sinnvolle Herangehensweise, die entscheidet.

Rollenspiel

Zu den Klassikern unter den Assessment-Center-Übungen zählt auch das Rollenspiel. Ziel ist es herauszufinden, wie stressresistent du bist, wie schnell du in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen, wie es um deine Kommunikationsstärke steht und vieles mehr. Inhalt des Rollenspiels kann zum Beispiel ein unangenehmes Mitarbeitergespräch sein, in dem es deine Aufgabe ist, einen Mitarbeiter abzumahnen. Denkbar ist auch, dass dein Gegenüber ein ungeduldiger, aufbrausender Kunde ist, der jetzt sofort ein umfassendes Angebot von dir verlangt. Während du es errechnest, wirst du immer wieder gestört.

Wichtiger Assessment-Center-Tipp: Das oberste Ziel muss sein, Ruhe zu bewahren. Du wirst mit Absicht in eine stressige Situation gebracht, damit die Prüfer sehen, ob du in der Lage bist, einen kühlen Kopf zu behalten. Konzentriere dich auf die Aufgabe und bleibe professionell: ruhig und freundlich, aber bestimmt. Übe die wichtigsten Rollenspiele am besten im Vorfeld mit einem Freund oder einer Freundin – das verleiht dir im Ernstfall ganz bestimmt mehr Sicherheit und Routine.

Interview

Dabei handelt es sich im Grunde um ein klassisches Bewerbungsgespräch. Die Personaler fragen dich einiges über dich als Person, aber gehen mit dir auch deinen bisherigen beruflichen Werdegang durch. Wenn du Berufseinsteiger bist, ist deine Motivation besonders gefragt. Zudem wirst du der Frage begegnen, was du für den Job mitbringst.

Wichtiger Assessment-Center-Tipp: Sei authentisch, offen und freundlich! Dein Gegenüber ist nicht auf die perfekte Antwort aus, sondern will dich als Menschen sowie Bewerber kennenlernen und einschätzen. Informiere dich im Vorfeld ausgiebig über das Unternehmen: Das zeigt dein Interesse. Und du bist vorbereitet, wenn entsprechende Fragen gestellt werden. Beachte außerdem, dass es je nach Unternehmen und Position möglich ist, dass das Interview auf Englisch geführt wird.

Assessment-Center: Logiktests und Präsentationen

Mittels Logiktests und Präsentationen wird dein Denkvermögen getestet, du musst zum Beispiel Zahlenreihen fortsetzen. Neben Logiktests begegnen dir im Assessment-Center unter Umständen auch Persönlichkeitstests und Leistungstests. Es gibt viele Bücher, die mit solchen Übungen gefüllt sind, du kannst also vieles vorher in Ruhe durchgehen.

Präsentationen dienen Personalern dazu, deine rhetorischen Fähigkeiten zu begutachten. Beliebt sind Partnerpräsentationen, Selbstpräsentationen, Gruppenpräsentationen oder Präsentationen zu einem ausgewählten Thema. Falls dir Medien bzw. Hilfsmittel angeboten werden, zum Beispiel ein Flipchart, binde diese in deine Präsentation ein!


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