Berufliche Erfahrung: So punkten Berufsanfänger bei Bewerbungen

Kein Job ohne Berufserfahrung, keine Berufserfahrung ohne Job. Einsteiger haben es oft schwer. Doch mit ein paar Tricks und etwas Eigeninitiative entkommst du diesem Teufelskreis.

Junger Mann sitzt am Schreibtisch.
filipp kozachuk / Snapwire Snaps

Was bedeutet „einschlägige Berufserfahrung“, was gilt als erste Qualifikation? Wer Stellenprofile richtig liest, schätzt seine Chancen realistisch ein. Auch einen Nebenjob oder ein Ehrenamt erkennen einige Personaler als praktische Tätigkeit an. Feile am besten bereits während der Ausbildungsphase an deiner Karriere, so kannst du allmählich deinen Lebenslauf füllen.

Unsere 3 Top-Tipps für den Berufseinstieg

  • Lies Stellenausschreibungen aufmerksam, nicht jede setzt zwingend viel Erfahrung voraus.
  • Mache Nebenjobs, studentische Projekte oder Ehrenämter als Berufserfahrung geltend.
  • Sammle bereits während der Ausbildungszeit berufliche Erfahrungen.

Bewerbungschancen ausrechnen

Personaler legen viel Wert auf Berufserfahrung. Bei Bewerbungen rangiert diese oftmals sogar vor Spezialkenntnissen und sie entscheidet häufig über eine Einstellung. Schließlich stehen Arbeitgeber mit erfahrenen Bewerbern auf der sicheren Seite. Die sind bereits mit branchenüblichen Abläufen, Unternehmensstrukturen und Teamarbeit vertraut, sodass sich die Einarbeitungszeit verkürzt. Die Einstellung eines berufserfahrenen Bewerbers verringert zudem die Wahrscheinlichkeit eines Fehlgriffs – ein erneutes Recruiting kostet schließlich Zeit und Geld.

Berufserfahrene Bewerber haben beim Verhandeln um die Gehaltshöhe bessere Karten: Wer sich bereits in der Praxis bewährt hat, wird häufig auch besser bezahlt. Vor allem im öffentlichen Dienst dient die Zahl der Berufsjahre als Basis für die tarifliche Vergütung. Berufliche Erfahrung ist zumeist jedoch nicht mit allgemeiner Praxiserfahrung gleichzusetzen. Vielmehr geht es Personalverantwortlichen um inhaltlich relevante Sachkenntnis. Bewerber sollten in derselben Branche auf einer vergleichbaren Position und gegebenenfalls mit entsprechender Führungs- und/oder Budgetverantwortung gearbeitet haben.

Du hast bisher keine oder nur wenig Praxisluft geschnuppert? Das muss nicht automatisch ein Ausschlusskriterium sein. In vielen Stellenausschreibungen wird zur Übertreibung geneigt. Da suchen Firmen für eine Juniorstelle auch schon mal Absolventen mit fünfjähriger relevanter Berufserfahrung. Es ist meist nicht zwingend erforderlich, alle im Stellenprofil aufgelisteten Anforderungen zu erfüllen. Als Faustregel gilt: Zwei Drittel von ihnen zu erfüllen, ist eine gute Basis.

Zudem hilft es, zwischen den Zeilen zu lesen. So findest du schnell heraus, welche berufliche Erfahrung unbedingt notwendig und welche lediglich als Pluspunkt gewünscht ist:

  • Kann-Anforderungen: Formulierungen wie zum Beispiel „idealerweise“, „sind von Vorteil“ deuten an, dass das Geforderte nicht zwingend Voraussetzung ist.
  • Muss-Anforderungen: Ausdrücke wie „wird vorausgesetzt“ oder „muss nachgewiesen werden“ deuten auf eine zwingende Einstellungsvoraussetzung hin.

Du hast deine Ausbildung gerade erst abgeschlossen oder bist frischgebackener Uniabsolvent? Mit etwas Geschick setzt du dich sogar gegen alte Hasen durch.

Lass langjährige Ehrenämter, studentische Projekte, Nebenjobs und soziales Engagement nicht unter den Tisch fallen. Auch dies rechnen Personaler mitunter als berufliche Erfahrung an bzw. schließen auf deinen Charakter und deine Einsatzbereitschaft. Wer beispielsweise als Freiwilliger regelmäßig Jugendfreizeiten betreut, qualifiziert sich damit mitunter schon recht gut für einen Job im sozialen Bereich. Ein HiWi, der eine Konferenz für die Koryphäen seines Studienfachs mitorganisiert hat, kennt sich schon etwas mit Veranstaltungsmanagement aus. Verbringst du einen Teil deiner Freizeit im Pflegeheim und kümmerst dich um alte Menschen, zeigt das deine soziale Seite. Zu hoch stapeln sollten Berufseinsteiger aber auch wieder nicht – Schaumschläger fliegen spätestens in der Probezeit auf. Zudem ist es wichtig, jede praxisrelevante Tätigkeit zu belegen, etwa mit Referenzschreiben, Zeugnissen oder Arbeitsproben.

Ohne Berufserfahrung bewerben

Keine Berufserfahrung und trotzdem bewerben? Unbedingt! Einen Versuch ist es in vielen Fällen Wert. Vielversprechend sind Stellen, die keine branchenspezifischen Kenntnisse erfordern oder die sich ausdrücklich an Berufsanfänger richten. Vielleicht hast du neben dem Studium gejobbt oder dich sozial engagiert? Dann besitzt du zumindest allgemeine Praxiserfahrungen.

Welche Stellenausschreibungen richten sich an Einsteiger? Dazu gehören Ausschreibungen, die keine oder nicht zwingend berufliche Erfahrungen verlangen. Sie ermöglichen es dir, als Trainee, Hospitant oder Volontär die ersten Schritte in der Berufswelt zu machen – allerdings gegen eine vergleichsweise geringe Bezahlung.

Was zählt als erste Berufserfahrung?

Ein mehrmonatiges Praktikum, eine Werkstudententätigkeit, ein langjähriges, verantwortungsvolles Ehrenamt: All dies zählt als erste berufliche Erfahrung, sofern wenigstens ein kleiner Bezug zur angestrebten Stelle besteht. Es kommt also weniger darauf an, dass du bereits in derselben Branche gearbeitet hast. Wichtiger ist vielmehr, dass du dich im Team bewiesen hast und die Erfahrung eines Acht-Stunden-Tags kennst.

Was bedeutet einschlägige Berufserfahrung?

Die Attribute „einschlägig“ oder „relevant“ kannst du für dich beanspruchen, wenn du bereits in einer verwandten Branche gearbeitet hast und mit ähnlichen Aufgaben betraut warst. Dieses Level erreichst du mit mehrmonatigen Praktika oder einem längeren Aushilfsjob. Zählst du alle Tätigkeiten zusammen, solltest du wenigstens auf ein Jahr Berufserfahrung kommen. Der Arbeitgeber erwartet dann, dass du Fachwissen mitbringst, bereits etwas in der Branche vernetzt bist und dich mit den allgemeinen Abläufen auskennst.

Was bedeutet mehrjährige Berufserfahrung?

Wer bereits mehrere Jahre in derselben Branche tätig ist, besitzt umfassende berufliche Erfahrung. Als zeitlicher Richtwert gelten fünf Jahre. Personaler erwarten, dass du deine Branche in- und auswendig kennst, dir ein tragfähiges Netzwerk aufgebaut hast und über fundiertes Fachwissen verfügst.

Du bist während dieser Zeit die Hierarchieleiter hochgeklettert oder hast dir einen neuen Aufgabenbereich erschlossen? Dieses Potenzial sollte sich in deinem Lebenslauf widerspiegeln. Auf diese Weise erhöhst du deine Chancen auf eine höhere Position. Bewirbst du dich auf eine Führungsposition, setzen Arbeitgeber frühere Personal- und Budgetverantwortung voraus.

Tipps für den Berufseinstieg: Lebenslauf richtig upgraden

Du steckst noch mitten in der Ausbildung oder befindest dich kurz vor dem Hochschulabschluss? Dann stehst du noch am Anfang deiner beruflichen Laufbahn. Damit bald mehr auf deinem Erfahrungskonto steht, empfiehlt es sich, noch während der Ausbildungsphase berufliche Erfahrungen zu sammeln:

  • Nebenjob: Wer Ambitionen als Hotelmanager hat, gewinnt auch beim Kellnern einen Einblick in seinen Beruf. Noch besser sind allerdings qualifizierende Tätigkeiten. Eine HiWi-Stelle an der Hochschule ist mitunter die erste Station einer akademischen Laufbahn. Strebst du eine solche nicht an, bist du mit einer Werkstudententätigkeit in einem Unternehmen besser beraten. Dabei stehen die Chancen nicht schlecht, später übernommen zu werden, wenn du dich gut anstellst und mit Fleiß an die Sache herangehst.
  • Praktikum: Diese kurzzeitige, allerdings oftmals unbezahlte Tätigkeit ist ideal für jemanden ohne Berufserfahrung. Es empfiehlt sich eine Dauer von mindestens drei Monaten. Wähle deinen Praktikumsplatz gezielt aus. Wichtig sind die Nähe zu dem von dir angestrebten Beruf sowie eine Ansprechperson, die dich gut begleitet. Frag, ob du auch einmal verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen darfst.
  • Ehrenamt: Geflüchteten Menschen Deutsch beizubringen oder als Kassenwart das Vermögen des Sportvereins zu verwalten – auch dies zählt als Praxiserfahrung. Bei völlig fachfremden Tätigkeiten punktest du immerhin in Sachen soziales Engagement.
  • Freiberufliche Tätigkeit: Sie ist zumindest für Studierende eine gute Option. Freiberufler sind zeitlich flexibel, stehen aber vor anderen Herausforderungen: Das Finanzamt muss sie steuerlich erfassen. Nur bis zu einem Betrag von 9.000 Euro pro Jahr (Stand: März 2018) zahlst du als Freelancer keine Einkommensteuer. Zudem musst du erst einmal Aufträge an Land ziehen. Erst nach und nach baust du dir als Grafikdesigner, Nachhilfelehrer oder Texter einen Kundenstamm auf.
  • Projektarbeit: Stellst du ein Projekt auf die Beine und schließt du es erfolgreich ab, beweist du damit Durchhaltevermögen. Das kann eine studentische Theateraufführung, eine praxisbezogene Bachelorarbeit, ein eigener Blog oder ein selbst organisiertes Straßenfest sein.


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