Gewalt in der Beziehung

Ob körperlich oder psychisch – Übergriffe hinterlassen immer Spuren. Aber wann kann man von Gewalt in einer Beziehung sprechen und was kannst du tun, wenn du selbst betroffen bist?

Frau legt verzweifelt ihren Kopf in die offenen Hände
Kat Jayne / pexels.com

Respekt und Vertrauen sind wichtige Voraussetzungen für eine intakte, glückliche Beziehung. Sie sind aber nicht selbstverständlich. In einigen Beziehungen sind körperliche Gewalt, Verbote und Beleidigungen an der Tagesordnung. Betroffene leiden oft über lange Zeit unter Ihrem Partner. Doch es gibt Auswege.

Zusammenfassung

  • Vor allem Frauen werden Opfer von Gewalt in der Beziehung.
  • Psychische Gewalt ist ebenso ernst zu nehmen wie körperliche Gewalt.
  • Betroffene sollten sich Unterstützung holen, etwa bei dem bundesweiten Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ (08000/116 016).

Wie häufig kommt es zu Gewalt in Beziehungen?

Laut der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wurden 2017 ganze 138.893 Personen Opfer von Gewalt in Beziehungen. Dabei sind vor allem Frauen betroffen. In 82 Prozent der Fälle erfahren sie Gewalt durch ihren Partner. Die Dunkelziffer ist nach Schätzungen jedoch deutlich höher. Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2004 zur „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ vermutet, dass jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher.

Die polizeiliche Kriminalstatistik erfasst verschiedene Gewaltdelikte, darunter einfache und gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Mord und Totschlag. Gewalt in der Beziehung fängt jedoch oft im Kleinen an. Nicht immer sind es körperliche Übergriffe.

Welche Formen von Gewalt in der Beziehung gibt es?

Es gibt unterschiedliche Arten von Gewalt in der Beziehung. Es lassen sich drei Bereiche unterscheiden:

  • Körperliche Gewalt: Darunter fallen alle Handlungen, die körperliche Verletzungen verursachen, z. B. Schläge, Tritte, Stöße und Würgegriffe.
  • Psychische Gewalt: Auch ohne Blutergüsse oder Schwellungen kann Gewalt eine Beziehung dominieren. Denn im Vergleich zu körperlicher ist psychische Gewalt nicht so einfach fassbar. Die Wunden, die sie hinterlässt, sind äußerlich nicht sichtbar. Trotzdem ist sie schmerzhaft. Werden Partner ignoriert, verspottet, gedemütigt, kontrolliert, beschimpft, bedroht, eingesperrt oder werden anderweitig persönliche Grenzen wiederholt überschritten, kann man von psychischer Gewalt sprechen.
  • Sexuelle Gewalt: In einer Beziehung ist nur das erlaubt, was beide Partner wollen. Das betrifft auch den Bereich der Sexualität. Die Gesetzeslage ist eindeutig. Eine Vergewaltigung ist immer eine Straftat – Beziehung oder nicht. Sexuelle Gewalt in der Beziehung beginnt aber schon früher. Auch der direkte oder indirekte Druck zu sexuellen Handlungen ist beispielsweise eine Grenzüberschreitung.

Welche Möglichkeiten haben Betroffene?

Oft schweigen Opfer von Gewalt in einer Beziehung. Sie haben Angst vor dem Partner, aber auch vor den Reaktionen von Familie und Freunden. Warum lässt man das mit sich machen, warum beendet man die Beziehung nicht? Scham ist ein wichtiger Grund. Oft kommen aber auch Schuldgefühle hinzu. Ein gängiger Gedanke ist, dass das gewalttätige Verhalten des Partners eine Reaktion auf das eigene Verhalten ist. Das ist jedoch falsch. Es ist wichtig zu realisieren, dass nicht man selbst schuld ist, sondern der gewalttätige Partner.

Bist du selbst betroffen und leidest unter Gewalt in deiner Beziehung? Oder möchtest du jemandem helfen, der sich in dieser Situation befindet? Dann hole dir professionelle Hilfe oder biete der beziehungsweise dem Betroffenen deine Hilfe an. Für Opfer von Gewalt in der Beziehung gibt es verschiedene Angebote zur Hilfe sowie Anlaufstellen:

  • Im Notfall: Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes rät, in akuten Situationen den Notruf der Polizei zu wählen: 110. Die Polizei kann den Täter in Gewahrsam nehmen oder der Wohnung verweisen und weitere Schritte einleiten.
  • Telefonische Beratung: Das bundesweite Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist kostenlos und rund um die Uhr in vielen Sprachen unter der Telefonnummer 08000/116 016 erreichbar. Betroffene Kinder erhalten bei der „Nummer gegen Kummer“ Unterstützung und Beistand: 0800/111 0333. Sie ist von Montag bis Samstag zwischen 14 und 20 Uhr erreichbar.
  • Zuflucht und Hilfe: Unterstützung für den Weg aus der Gewalt in einer Beziehung erhalten Betroffene bei Ehe- und Familienberatungsstellen, Rechtsberatungsstellen, Opferhilfsorganisationen, wie z. B. WEISSER RING und Frauenberatungsstellen. Über die Internetseite des Vereins Frauen gegen Gewalt haben Betroffene die Möglichkeit, per Suchmaschine lokale Hilfsangebote in ihrer Nähe zu finden. Auf dem Twitter-Account des Vereins werden regelmäßig aktuelle Themen geteilt:

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