Was ist ein duales Studium? Alles über die Alternative zur Ausbildung

Berufserfahrung und einen Hochschulabschluss: Nach einem dualen Studium hast du beides erworben. Du arbeitest nämlich währenddessen im Betrieb und besuchst parallel Vorlesungen.

Vier Personen sitzen an einem Tisch mit Arbeitsunterlagen.
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Das Ende deiner Schulzeit naht und du hast dich noch nicht für einen Berufsweg entscheiden können, weil du ein Studium zu praxisfern und eine betriebliche Ausbildung nicht zukunftstauglich findest? Dann ist vielleicht ein duales Studium die Lösung. Dabei erlernst du deinen zukünftigen Beruf hautnah in einem Ausbildungsbetrieb. Gleichzeitig erwirbst du einen Hochschulabschluss, mit dem später ein höheres Gehalt winkt. Statt ewig zu büffeln, vertiefst du überwiegend praxisrelevantes Wissen. Und noch weitere Vorteile machen ein duales Studium attraktiv.

Zusammenfassung: Duales Studium auf einen Blick

  • Ein duales Studium verzahnt Theorie und Praxis.
  • Studierende lernen abwechselnd im Ausbildungsbetrieb und an der Hochschule.
  • Es gibt verschiedene Modelle; die Hochschulen haben ihre eigenen Voraussetzungen.

Was bedeutet „duales Studium“?

Heute im Betrieb, morgen im Hörsaal: Das duale Modell verzahnt eine berufliche Tätigkeit mit Lernphasen auf Hochschulniveau. Meistens arbeitest du tage- oder monatsweise in einem Ausbildungsbetrieb. Anschließend besuchst du Seminare und Vorlesungen. Das bringt dir gleich zwei Abschlüsse ein: einen Berufsabschluss und einen akademischen Grad. Anders als die übrigen frischgebackenen Hochschulabsolventen punktest du also auch mit Berufserfahrung. Damit kannst du umso besser in deine Karriere starten.

Du willst später eine akademische Laufbahn einschlagen? Mit einem dualen Bachelorstudium steht dir auch der Weg zu Master und Promotion offen. Eines solltest du jedoch wissen: Nicht jedes Wunschfach wird von einem dualen Studiengang abgedeckt. Geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer suchst du unter den dualen Studiengängen beispielsweise vergeblich. Auch Jura und Medizin sind nicht dabei. Die gute Nachricht: Das Fächerangebot wächst von Jahr zu Jahr.

Zu dem Ergebnis kam unlängst eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Sie ermittelte die beachtliche Zahl von 1.592 Angeboten (Stand: Januar 2017). Am häufigsten bieten die Hochschulen ingenieur- und wirtschaftswissenschaftliche Fächer an. Dazu gehören beispielsweise Maschinenbauingenieur/-in, Hotelfachmann/-frau und Industriekaufmann/-frau. Aber auch Berufe aus den Bereichen Sozialwesen – zum Beispiel Pflege und Soziale Arbeit – sowie Informatik sind breit vertreten. Vereinzelt stehen sogar kreative Studiengänge wie Kommunikations- oder Industriedesign zur Auswahl.

Aktuell zur Auswahl stehende Studiengänge recherchierst du am besten online, zum Beispiel über die Suchmaske des BIBB.

Praxis und Theorie: Wie funktioniert ein duales Studium?

Diese Frage lässt sich nicht für alle Angebote auf gleiche Weise beantworten: Es gibt viele verschiedene Varianten. Den gemeinsamen Nenner bilden die folgenden Merkmale:

  • Studium: Den theoretischen Input erhältst du an der (Fach-)Hochschule oder Berufsakademie. Beide Einrichtungen vermitteln Fachwissen auf einem höheren Niveau als die Berufsschule. Du erhältst vertiefende Einblicke in deinen Fachbereich. Wissbegierige können nach Abschluss des Bachelors noch einen Masterabschluss erwerben.
  • Praxisanteil: Praxisphasen machen einen großen Teil aus. Unternehmen beziehungsweise soziale Einrichtungen stehen als Lernorte auf einer Stufe mit Hochschulen.
  • Verknüpfung von Theorie und Praxis: Hochschullehrpläne und Praxis sind miteinander verzahnt. Ziel ist es, das Erlernte sogleich im Arbeitsleben anzuwenden. Inwieweit Studium und Praxis inhaltlich und organisatorisch aufeinander abgestimmt sind, hängt vom gewählten Studienmodell ab. Einige Arbeitgeber kooperieren eng mit den Hochschulen. Bei anderen beschränkt sich das organisatorische Zugeständnis auf eine gelegentliche Freistellung.

Große Bandbreite an dualen Studienmodellen

Wer kurz vor dem Schulabschluss steht, sieht sich mit einem unüberschaubaren Angebot an Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten konfrontiert und fragt sich zudem sicherlich: Was ist ein duales Studium eigentlich genau? Es gibt verschiedene praxisnahe Studienmodelle. Einige richten sich nur an Interessierte, die bereits einen ersten Abschluss und Berufserfahrung haben. Da Bildung Ländersache ist, existieren in jedem Bundesland andere Zulassungsvoraussetzungen und Unternehmenskooperationen. Auch der Wechsel von Studien- und Praxisphasen gestaltet sich bisweilen höchst unterschiedlich.

Die meisten Schulabgänger entscheiden sich für ein sogenanntes ausbildungsintegrierendes duales Studium. Nur bei diesem Modell erwirbst du gleichzeitig sowohl einen Studien- als auch einen anerkannten Berufsabschluss. Hochschule und Ausbildungsbetrieb kooperieren in inhaltlichen und organisatorischen Belangen. Dies stellt sicher, dass sie Inhalte und Fähigkeiten wie aus einer Hand vermitteln. Zudem profitierst du von einem reibungslosen Studienablauf. Auch das Fächerangebot ist hier am größten.

Dennoch lohnt es sich, auch einen Blick auf die anderen Modelle zu werfen:

  • Kooperatives bzw. praxisintegrierendes duales Studium:
    Auch dieses Studienmodell setzt keinen ersten Ausbildungsabschluss voraus. Du absolvierst ein Bachelorstudium, in das Praxisphasen fest integriert sind. Lehrplan und die praktischen Tätigkeiten sind in der Regel ebenfalls gut aufeinander abgestimmt. Der Praxisanteil wird als Studienleistung angerechnet. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das praxisintegrierende duale Studium kaum vom ausbildungsintegrierenden Modell. Allerdings gibt es einen bedeutenden Unterschied: Du schließt hier zwar mit einem Bachelorgrad ab, erhältst aber keinen Berufsabschluss. Zudem musst du dich selbst um ein Praktikum oder einen Arbeitsvertrag kümmern. Du arbeitest während der vorlesungsfreien Zeit oder in Teilzeit. Dafür suchst du dir entweder ein einziges Unternehmen oder für jede Praxisphase einen neuen Betrieb.
  • Berufsintegrierendes duales Studium:
    In Teilzeit arbeiten und nebenbei ohne Abitur ein Studium absolvieren? Dieses Modell macht es möglich. Es ist nicht als Erstausbildung gedacht, sondern dient der Weiterqualifizierung im Rahmen eines fachlich verwandten Berufs. Studierende müssen einen ersten Berufsabschluss und Erfahrung mitbringen. Daher haben auch diejenigen eine Chance, die keine Hochschulreife oder kein Fachabitur besitzen. Als Alternative zum Bachelortitel qualifizieren sich Absolventen zum Meister. Ebenso denkbar ist es, dass Bachelorabsolventen auf diesem Wege einen Mastertitel erhalten. Doch wie läuft ein solches duales Studium ab? Im Prinzip ähnelt es einer berufsbegleitenden Weiterbildung. Du bist bei einer Firma fest angestellt und schaffst dir in Absprache mit deinem Vorgesetzten Freiräume. So sitzt du entweder tageweise, abends oder im Rahmen von Blockphasen im Hörsaal. Auch hier legen die Hochschulen Wert auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis.
  • Berufsbegleitendes duales Studium:
    Auch diese Variante setzt kein Abitur voraus. Das Modell erlaubt es, einen praxisbezogenen Studienabschluss auch neben einer Vollzeittätigkeit zu erlangen. Auf diese Weise verdienst du zwar weiterhin dein volles Gehalt, setzt dich aber einer Doppelbelastung aus. Da die Arbeitgeber nicht direkt mit den Hochschulen kooperieren, ist zudem dein Organisationstalent gefragt. Manche unterstützen ihre Angestellten, indem sie einen Teil der Studiengebühren übernehmen. Andere stellen die Angestellten für die Weiterbildungstage frei. Denkbar sind auch ein selbst organisiertes Abendstudium oder ein Online-Fernstudium mit Präsenzphasen am Wochenende.

Wie läuft ein duales Studium ab?

Die Abläufe dualer Studiengänge ähneln sich im Großen und Ganzen:

  • Die Finanzierung eines dualen Studiums: Wie funktioniert sie?
    Die meisten Studierenden erhalten ein Gehalt. Schließlich arbeiten sie nebenbei in Teil- oder Vollzeit. Oftmals reicht es dafür aus, dass sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können. Ist das auch bei dir der Fall, erspart du dir BAföG-Antrag und Nebenjob. Dein Einkommen muss eben Miete, Verpflegung und so weiter abdecken. Die Gehaltshöhe variiert von Unternehmen zu Unternehmen, die Spanne reicht bei Azubis von etwa 500 bis ungefähr 1.500 Euro. Allerdings erheben private Hochschulen Studiengebühren; pro Monat verlangen sie mitunter 400 Euro und mehr. Häufig unterstützen die Unternehmen ihre Auszubildenden finanziell. Sie übernehmen die Studiengebühren entweder komplett oder teilweise.
  • Was braucht man für ein duales Studium?
    Zu einem ausbildungsintegrierenden dualen Studium lassen dich die Hochschulen nur mit Abitur oder Fachabitur zu. Mitunter haben auch Berufserfahrene eine Chance – sowie Bewerber, die erfolgreich an einem Eignungstest teilgenommen haben. Informiere dich am besten rechtzeitig bei deiner Wunschhochschule, denn jede hat ihre eigenen Zulassungsvoraussetzungen. Bedenke, dass du gleichzeitig einen Ausbildungsplatz bei einem Partnerbetrieb finden musst. Erst nach einer erfolgreichen Bewerbung ist es möglich, sich an der Hochschule einzuschreiben. Nur bei berufsintegrierenden und -begleitenden Modellen sieht es anders aus. Abgesehen von einem ersten Abschluss ist hierfür unter Umständen auch eine Meisterurkunde Bedingung. Neben formalen Aspekten spielen persönliche Faktoren eine Rolle. Wenn du das hohe Pensum an Theorie und Praxis schaffen willst, musst du entsprechend belastbar sein.
  • Wann für ein duales Studium bewerben?
    Je früher du dich bewirbst, umso besser. An den meisten Hochschulen kannst du nur zum Wintersemester starten, das üblicherweise am 1. Oktober beginnt. In der Regel beginnt die Bewerbungsfrist jedoch lange vorher, nämlich im Sommer. Wer seine Bewerbung erst danach einreicht, hat keine Chancen mehr. Die genaue Frist erfährst du zum Beispiel über die hochschulinterne Studienberatung. Allerdings brauchst du noch mehr Vorlauf: Zulassungsvoraussetzung ist oftmals nämlich ein bereits geschlossener Ausbildungsvertrag. Die meisten Unternehmen vergeben ihre Ausbildungsplätze vor dem 1. Juli; viele schreiben genau in diesem Zeitraum die Stellen für das kommende Jahr aus. Es empfiehlt sich also eine langfristige Planung.
  • Wie lange dauert ein duales Studium?
    Die meisten dualen Studiengänge dauern drei bis vier Jahre. In wenigen Fällen erstreckt sich die Ausbildungszeit über zehn Semester. Damit dauert solch ein Studium durchschnittlich nicht länger als ein Bachelorstudium. Allerdings ist es geringfügig länger angelegt als eine Ausbildung, die je nach Beruf für gewöhnlich zwei bis dreieinhalb Jahre beansprucht.

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Wie funktioniert die Betreuung bei einem dualen Studium?

Während eines dualen Studiums wirst du rundum betreut. Du kannst sowohl auf Hochschullehrer als auch auf Kollegen als Ansprechpartner setzen. Anstatt in der Anonymität einer Massenuni unterzugehen, lernst du in kleinen Studiengruppen.

Für die alternierenden Theorie- und Praxisphasen sind zwei Zeitkonzepte üblich:

  • Blockmodell: Drei Monate studieren, drei Monate arbeiten: Theorie und Praxis wechseln sich in längeren Zeitblöcken ab. Das erlaubt dir, dich ganz auf eine Sache zu konzentrieren.
  • Wochenmodell: Hierbei wechseln sich innerhalb einer Woche Praxis- und Studienzeiten ab. Du besuchst beispielsweise zwei Tage lang Seminare und wendest das Gelernte an den übrigen drei Werktagen direkt an. Anstatt längere Zeit abwesend zu sein, folgst du kontinuierlich dem Betriebsgeschehen.

Anders funktioniert dagegen ein berufsbegleitendes Fernstudium mit kurzen und unregelmäßig stattfindenden Präsenzphasen.

Vorteile eines dualen Studiums

Duales Studium oder Uni? Oder doch lieber eine klassische Ausbildung? Die Entscheidung fällt leichter, wenn du einmal die Vorteile eines dualen Studiums gegenüber anderen Ausbildungsformen auflistest und abwägst. So weißt du am besten, warum sich ein duales Studium lohnt und was eher für eine Ausbildung spricht.

  • Kontinuierliche Praxis: Für die Beantwortung der Frage „Duales Studium oder Uni?“ ist dieser Punkt oftmals ausschlaggebend. Parallel zu Seminaren sammelst du Praxiserfahrung. Du verfolgst über einen längeren Zeitraum die Abläufe in deinem Betrieb. Zwar sehen einige klassische Unifächer Praxissemester oder Praktika vor; aufgrund der Kürze sind diese aber weniger intensiv.
  • Einblick in den zukünftigen Beruf: Viele Uniabsolventen erleben trotz Praktika einen Praxisschock. Andere wissen auch nach dem Abschluss nicht, wo es beruflich hingehen soll. Wie bei einer klassischen Ausbildung ergeben sich bei der dualen viele Gelegenheiten, den Berufswunsch noch einmal zu hinterfragen. Zudem kannst du anschließend noch einen draufsetzen und dich mit einem Master weiterqualifizieren.
  • Gute Studienbedingungen: Duale Hochschulen treffen eine sorgfältige Auswahl. Dafür profitierst du von einer guten Betreuung; überfüllte Hörsäle sind nicht zu befürchten. Diesem Vorteil eines dualen Studiums steht jedoch das hohe Arbeitspensum gegenüber: Wenn andere Studierende die vorlesungsfreie Zeit genießen, gehst du zur Arbeit. Abstriche machst du auch bei der Fächerauswahl. Überlege daher, wie viel dir das wert ist.
  • Berufliche Kontakte knüpfen: Der enge Kontakt zu Dozenten und Vorgesetzten erlaubt es, ein Netzwerk aufzubauen. Die Chancen, später vom Unternehmen übernommen zu werden, stehen gut.
  • Lernen auf hohem Niveau: Hochschule und Berufsakademie vermitteln dir umfangreicheres Wissen als eine Berufsschule. Gleichzeitig konzentrieren sie sich auf berufsrelevante Inhalte. Wer lieber das große Ganze betrachtet und tiefschürfende Inhalte bevorzugt, ist daher an der Uni besser aufgehoben.
  • Gute Berufsaussichten: Wer von einer dualen Hochschule abgeht, hat sich bereits in der Praxis bewiesen und ist auch in Sachen Fachwissen fit. Arbeitgeber schätzen zudem oft, dass Absolventen diese Doppelbelastung erfolgreich gemeistert haben. Der Berufseinstieg gelingt daher meist rasch. Zudem spiegelt sich ein Studienabschluss auch in einem höheren Einstiegsgehalt wider.
  • Bessere Studienfinanzierung: Auch dieser Vorteil eines dualen Studiums ist nicht von der Hand zu weisen. Zumindest ist dir ein Zuverdienst sicher, mitunter brauchst du dich nicht einmal um eine weitere Einkommensquelle zu kümmern.


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