Kaiserschnitt bei Zwillingen: Das solltet ihr wissen

Ihr erwartet Zwillinge und fragt euch, ob eine normale Geburt oder ein Kaiserschnitt die bessere Option ist? In manchen Fällen führt an Letzterem kein Weg vorbei.

Zwillinge mit rosa Mützen sitzen im Gras
Hasan Albari / pexels.com

Wenn ihr Zwillinge erwartet, könnt ihr euch gleich doppelt freuen – und seid euch sicher auch bewusst, dass viel Verantwortung auf euch zukommt. Ihr braucht eine gründliche Planung und etwas logistisches Geschick im Alltag. Am besten beginnt ihr schon lange vor der Geburt, euch auf alles vorzubereiten, damit ihr den Nachwuchs im Doppelpack so richtig genießen könnt. Das gilt natürlich auch für die Geburt.

Zusammenfassung

  • Mehr als ein Drittel aller Zwillinge kommen per Kaiserschnitt auf die Welt.
  • Neben medizinischen Faktoren entscheidet vor allem die Lage der Kinder im Mutterleib, ob ein Kaiserschnitt bei Zwillingen nötig ist. Darüber hinaus kommt es auf die Präferenz der Mutter an.
  • Ob Vollnarkose oder lokale Betäubung entscheidet ebenfalls die Mutter. Es sei denn, es liegen medizinische Gründe vor, die die Auswahl einschränken.

Am besten in der Geburtsklinik

Mehrlingsgeburten sind immer etwas Besonderes und stellen noch höhere Ansprüche an alle Beteiligten als eine Einlingsgeburt – vor allem natürlich an die werdende Mutter. Egal, ob ihr eure Zwillinge durch normale Geburt oder Kaiserschnitt auf die Welt bringen möchtet: In jedem Fall seid ihr in einer Geburtsklinik am besten aufgehoben. Dort wisst ihr geschultes medizinisches Personal um euch, das auf alle Besonderheiten vorbereitet ist.

Mehr als ein Drittel aller Zwillinge werden per Kaiserschnitt (Sectio caesarea) geholt. Oft gibt es dafür medizinische Gründe. Entscheidend ist vor allem die Lage der Kinder im Mutterleib. Zudem gilt es, sogenannte geburtsmechanische Hindernisse frühzeitig auszuschließen. Dazu gehören beispielsweise anatomische Faktoren wie ein zu enges Becken oder Schwangerschaftserkrankungen seitens der Mutter, zum Beispiel die sogenannte Präeklampsie (früher auch als Schwangerschaftsintoxikation bekannt).

Wann ist eine Zwillingsgeburt per Kaiserschnitt erforderlich?

  • Wenn es sich um eineiige Zwillinge handelt, die sich eine Amnionhöhle und eine Plazenta teilen.
  • Wenn eines oder beide Kinder in Querlage liegen.

Wann ist eine Zwillingsgeburt per Kaiserschnitt ratsam?

  • Wenn eines oder beide Kinder in Beckenendlage liegen (trifft in etwa zehn Prozent der Fälle zu).
  • Wenn schon der erste Zwilling in Beckenendlage liegt.

Kaiserschnitt bei Zwillingen: Der Ablauf

Bei einer Zwillingsgeburt ist grundsätzlich mehr medizinisches Personal involviert: Neben zwei Fachärzten oder Assistenzärzten für Gynäkologie sind üblicherweise auch ein bis zwei Hebammen anwesend, die sich um die Neugeborenen kümmern. Zusätzlich stehen meist noch ein oder zwei Kinderärzte auf Abruf bereit.

Wird ein Kaiserschnitt durchgeführt, um Zwillinge zur Welt zu bringen, ist zusätzlich ein Anästhesist im Kreißsaal. Je nach Wunsch der Schwangeren und nach vorheriger Aufklärung über die Vor- und Nachteile jeder Methode führt der Anästhesist entweder eine Vollnarkose, eine Spinalanästhesie oder eine Periduralanästhesie (PDA) durch. Im Einzelfall können medizinische Gründe die Optionen einschränken. Ein geplanter Kaiserschnitt bei Zwillingen läuft wie folgt ab:

Geburtsvorbereitung

  • Einweisung in die Klinik am Tag vor der Geburt
  • Gründliche Untersuchung
  • Aufklärung durch den Anästhesisten über Verlauf und Risiken
  • Gemeinsame Auswahl der geeigneten bzw. gewünschten Narkoseform

Klärt im Vorfeld ab, ob dein Partner bei der Geburt dabei sein darf. Nicht in jeder Klinik ist das üblich. Bei einem Kaiserschnitt unter Vollnarkose wartet der Partner generell außerhalb des OP-Saals.

Vor der OP

  • Rasur im oberen Schambereich (Haare sind ein potenzieller Keimträger)
  • Verlegung eines Blasenkatheters (damit sich die Harnblase während der OP nicht füllt)
  • Anlegen von OP-Hemd und Anti-Thrombose-Strümpfen
  • Einnahme einer Citrat-Lösung (verhindert Übelkeit und Erbrechen)

Im OP-Saal

  • Örtliche Betäubung der Einstichstelle für die folgende Narkose
  • Desinfektion der Bauchdecke und Abdecken mit sterilen Tüchern

Nun folgt die Operation. Ihr seht allerdings nicht viel davon, wie eure Zwillinge per Kaiserschnitt geholt werden. Ein steriles Tuch, zwischen Schultern und Rumpf der Mutter gespannt, schirmt euren Blick auf den OP-Bereich ab. Erfolgt die OP unter Vollnarkose, siehst du deine Kinder natürlich erst, wenn du aufwachst. Dein Partner darf den Nachwuchs aber gleich nach der Geburt in den Arm nehmen.

Pfannenstiel-Methode

Bei einem klassischen Kaiserschnitt nach Hermann Johannes Pfannenstiel (deutscher Arzt und Geburtshelfer im 19. Jahrhundert) erfolgt ein ca. 15 Zentimeter langer, horizontaler Schnitt (also quer) über die untere Bauchdecke. Der Schnitt verläuft nahe der Schamhaargrenze. Der Vorteil: Eine gut verheilte Narbe innerhalb der Bikinizone ist später mit etwas Glück kaum mehr zu entdecken. Deshalb spricht man bei der Pfannenstiel-Methode auch vom „Bikinischnitt“. Die Operationsdauer beträgt etwa 50 Minuten.

Misgav-Ladach-Technik

Ein Misgav-Ladach-Kaiserschnitt (benannt nach einem israelischen Krankenhaus) erfolgt vergleichsweise schonend. Hier wird so wenig wie möglich geschnitten. Unterhautfettgewebe und Muskelfaszien werden nur auf wenigen Zentimetern durchschnitten. Anschließend werden Muskeln und Gewebe so weit wie möglich von Hand zur Seite bewegt. Auf diese Weise werden weniger Blutgefäße und Nerven verletzt und der Blutverlust ist geringer. Auch die Heilung erfolgt oft schneller. Der Schnitt erfolgt allerdings etwas höher als bei Pfannenstiel. Die Operation dauert etwa 30 Minuten.

Operation mit vertikalem Schnitt

Ein Längsschnitt vom Bauchnabel bis hinab zum Schambein erfolgt eigentlich nur noch bei sehr kleinen Frühchen, bei einem Noteingriff oder bei sehr korpulenten Frauen. Die Schnittführung hinterlässt eine vergleichsweise große Narbe und kann ein Wundklaffen sowie sogenannte Weichteilbrüche nach sich ziehen.

Schone dich!

Nach einer Geburt per Kaiserschnitt bzw. im Wochenbett gilt in jedem Fall für eine ganze Weile, dass du nicht mehr als nötig tragen solltest – höchstens fünf Kilogramm. Am besten trägst du auch deine Zwillinge nur abwechselnd. Wenn du ein Tragetuch verwendest, bindest du es so, dass du die OP-Narbe nicht belastest.


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