Jobsharing: Kommt das Modell für dich infrage?

Beim Jobsharing teilen sich mehrere Arbeitnehmer eine einzige Stelle. Das kann für alle Beteiligten Vorteile mit sich bringen. Es sind aber auch einige Herausforderungen zu meistern.

Frau und Mann bei Arbeit am Laptop
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Arbeitszeit, Aufgaben, Verantwortungen – beim Jobsharing teilst du dir mit einem oder mehreren Kollegen einen Arbeitsplatz. Das bedeutet für alle mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys und andere Dinge. Dennoch ist das Arbeitszeitmodell eher die Ausnahme. Denn so einfach wie es zunächst einmal klingt, ist es nicht. Richtig umgesetzt hat es aber durchaus Potenzial.

Unsere 3 Top-Tipps zum Jobsharing

  • Entscheide dich nur dann für das Jobsharing-Modell, wenn du ein Organisationstalent sowie kommunikationsstark und kompromissbereit bist.
  • Beachte vor der Entscheidung für das Jobsharing, dass auch die Kündigung deines Partners Konsequenzen für deinen Arbeitsplatz haben kann, etwa bezüglich der Arbeitszeit.
  • Ergreife selbst die Initiative, wenn du am Jobsharing interessiert bist. Nutze Online-Portale oder sprich direkt mit deinem Arbeitgeber.

Jobsharing: Definition und Abgrenzung

Das Jobsharing ist ein Modell der Teilzeitarbeit, bei dem mehrere Arbeitsnehmer sich eine Vollzeitstelle teilen. Abgesehen von der reduzierten Arbeitszeit gibt es allerdings erhebliche Unterschiede zur klassischen Teilzeitarbeit:

  • Reguläre Teilzeit: Der Arbeitgeber splittet eine Vollzeitstelle in zwei Teilzeitstellen. Man spricht auch von Job-Splitting. Die Aufgabenbereiche der beiden Stellen sind klar abgegrenzt und werden von zwei unabhängig voneinander arbeitenden Personen übernommen.
  • Jobsharing: Zwei Arbeitnehmer teilen sich Aufgaben- und Verantwortungsbereiche einer Vollzeitstelle (Pure Jobshare). In der Praxis wird jedoch meist das sogenannte Hybrid Jobsharing praktiziert. Hier teilen sich zwei Personen die Aufgabenbereiche einer Vollzeitstelle entsprechend ihrer Stärken und Charaktereigenschaften untereinander auf. Wie genau die Aufteilung aussieht, stimmen sie untereinander ab.

Für welche Berufe eignet sich das Jobsharing?

Wegen der engen Zusammenarbeit kann das Jobsharing als Tandem im Job bezeichnet werden. Nur wenn beide richtig zusammenarbeiten, erreichen sie die optimale Effizienz. Diese spezielle, enge Arbeitsweise ist herausfordernd, ermöglicht die Umsetzung des Modells aber auch in Berufsfeldern, bei denen eine klassische Teilzeit nur schwer zu realisieren ist. So lassen sich auch Stellen mit sehr anspruchsvollen Aufgaben und viel Verantwortung mit einer geringeren Anzahl an Arbeitsstunden je Arbeitnehmer umsetzen.

Das Jobsharing eignet sich damit auch als Teilzeitmodell für Führungskräfte, für die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft eine besondere Herausforderung darstellt. Das gilt nicht nur für Frauen, die eine gewisse Karrierestufe erreicht haben. Auch viele Männer in Führungspositionen verzichten auf Elternzeit oder eine Reduktion der Arbeitszeit zugunsten der Familie, weil sie negative Auswirkungen auf die Karriere befürchten. Teilen sich zwei Führungskräfte eine Arbeitsstelle, spricht man übrigens vom Topsharing.

Arbeitest du in einer Führungsposition und möchtest deine Arbeitszeit verringern? Dann kann das Jobsharing mit einem erfahrenen Kollegen eine mögliche Option für dich sein.

Jobsharing: Welche Vorteile und Nachteile gibt es?

Das Jobsharing bringt viele Vorteile mit sich, nicht nur für die Arbeitnehmer. Auch Unternehmen können von der Arbeitsplatzteilung profitieren. Denkst du darüber nach, eine entsprechende Stelle zu suchen, solltest du aber auch bedenken, dass das Jobsharing nicht ohne Nachteile ist:

Vorteile für Arbeitnehmer

Nachteile für Arbeitnehmer

bessere Work-Life-Balance → mehr Zeit für Hobbys und Reisen

mehr Aufwand für Kommunikation und Organisation → Aufgaben, Übergaben, Urlaub

mehr Zeit für Familie/Kinder → Alternative zur klassischen Teilzeit

erhöhtes Konfliktpotenzial wenn Chemie nicht stimmt → mehr Fehler, geringere Produktivität

mehr Zeit für Weiterbildung → Studium oder Lehrgänge neben der Arbeit möglich

Ersatz für Jobsharing-Partner ist schwer zu finden → Rückkehr zur Vollzeit als Folge

flexible Gestaltung der Arbeitszeiten → in Absprache mit Jobsharing-Partner

Stellen sind nur selten ausgeschrieben → Arbeitnehmer muss selber aktiv werden

auch in Führungspositionen möglich → bessere Karrierechancen mit Familie

Teilzeitgehalt → Gehalt reduziert sich entsprechend der Arbeitszeit

Konzentration auf Stärken möglich → wenn Jobsharing-Partner sich optimal ergänzen

Austausch zwischen Partner möglich → mehr Input bei wichtigen Entscheidungen

Möchtest du deinen jetzigen Arbeitgeber vom Jobsharing-Modell überzeugen? Wenn grundlegende Voraussetzungen gegeben sind, überwiegen die Vorteile des Jobsharings auch für ihn:

Vorteile für Arbeitgeber

Nachteile für Arbeitgeber

Steigerung der Zufriedenheit → Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen

mehr Aufwand für Verwaltung und Organisation → Arbeitsverträge, Lohnbuchhaltung

Stelle ist immer besetzt → auch während Krankheit oder Urlaub eines Partners

höhere Personalkosten → amortisieren sich in der Regel im Laufe der Teilzeitbeschäftigung

doppeltes Fachwissen → Know-how bleibt beim Ausscheiden eines Partners im Unternehmen

erhöhtes Konfliktpotenzial → Arbeit kann unter Konflikten der Jobsharer leiden

Stärken der Jobsharing-Partner können sich ergänzen → höhere Produktivität

Fehlervermeidung → bessere Kontrolle durch Vier-Augen-Prinzip

Schnelle Reaktionsfähigkeit → Nutzung von zusätzlichen Arbeitskapazitäten in Hochzeiten

 

Was bedeutet Jobsharing rechtlich?

Die rechtlichen Grundlagen des Jobsharings sind in § 13 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) festgehalten. Danach ist es grundsätzlich möglich, dass sich mehrere Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz teilen. Gewisse Punkte sind vom Gesetzgeber festgelegt:

  • Vertretungspflicht: Eine gegenseitige Vertretungspflicht kann, muss aber nicht vertraglich vereinbart werden. Stimmst du einer Vertretung im Einzelfall nicht zu, etwa im Krankheitsfall, kann sie auch nicht von dir verlangt werden. Du bist aber dazu verpflichtet, für deinen Jobsharing-Partner einzuspringen, wenn dein Arbeitsvertrag eine zumutbare Vertretung bei dringenden betrieblichen Gründen im Einzelfall vorsieht.
  • Kündigung: Verlässt dein Jobsharing-Partner das Unternehmen, ist dein Arbeitgeber nicht automatisch berechtigt, dir zu kündigen. Eine Änderungskündigung ist aber dennoch möglich. Dein Arbeitgeber kann dir also unter der Bedingung kündigen, dass er dir einen Arbeitsvertrag zu neuen Bedingungen anbietet, etwa als Vollzeitstelle.
  • Arbeitsplan: In Deutschland erhält man beim Jobsharing in der Regel einzelne Arbeitsverträge, bei denen Arbeitszeit und Gehalt entsprechend angepasst sind. Die Jobsharer legen dann untereinander die jeweiligen Arbeitszeiten und den Arbeitsplan fest. Letzterer ist für alle Parteien rechtlich bindend.

Wer eignet sich für einen Tandem-Job?

Bist du dir unsicher, ob ein geteilter Arbeitsplatz das richtige für dich ist? Damit das Jobsharing-Modell erfolgreich ist, solltest du einige grundlegende Eigenschaften mitbringen. Bist du ein Organisationstalent und hast ein hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft, stehen die Erfolgschancen gut. Aber auch die Chemie zwischen dir und deinem Sharing-Partner spielt eine große Rolle. Nur wenn ihr euch gut versteht, Vertrauen zueinander habt und bereit seid Kompromisse einzugehen, kann die Zusammenarbeit funktionieren. Im Idealfall kennt ihr euch schon vorher und habt bereits zusammen gearbeitet.

Wie findet man den passenden Jobsharing-Partner?

Nur wenige Unternehmen schreiben Teilzeitstellen mit Arbeitsplatzteilung aus. Interessierst du dich für das Arbeitszeitmodell, solltest du also selbst die Initiative ergreifen:

  • Nutze Jobsharing-Plattformen: Online gibt es Plattformen, die dir helfen, den perfekten Partner für das Tandem im Job zu finden.
  • Schreibe eine gemeinsame Bewerbung: Hast du eine passende Stelle gefunden und bereits den idealen Partner für die Arbeitsplatzteilung? Dann bewerbt euch einfach gemeinsam auf die ausgeschriebene Stelle.
  • Sprich mit deinem Chef: Bist du mit deiner jetzigen Arbeit zufrieden, möchtest aber die Arbeitszeit reduzieren? Gehe auf deinen Vorgesetzen zu und unterbreite ihm einen realistischen Vorschlag. Im Idealfall tust du das gemeinsam mit einem Kollegen, der als potenzieller Sharing-Partner infrage kommt.


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